Wie hier in der bayerischen Hauptverwaltung reichen immer mehr Geschäftsbanken Kreditforderungen als Sicherheiten bei der Bundesbank ein.
Deutsche Bundesbank bietet umfassenden kostenlosen Bonitäts-Check für Unternehmen
Franz Josef Benedikt, Präsident der Hauptverwaltung in Bayern, erläutert die Vorteile
Wohl nicht alle Wirtschaftsakteure im Freistaat kennen die Bonitätsanalyse, die die Deutsche Bundesbank Unternehmen kostenlos anbietet. Zeit sie vorzustellen, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand.
Die Hauptverwaltung in Bayern der Deutschen Bundesbank trägt mit ihren vielfältigen Aufgaben zur Stabilität des Finanzsystems sowie einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung in Bayern bei. So beaufsichtigen die Experten der Hauptverwaltung in München gemeinsam mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Banken, Sparkassen und Finanzdienstleister im Freistaat. Über ihre fünf Filialen im Freistaat versorgt die Bundesbank Wirtschaft und Bürger mit Bargeld. Zudem führt die Bundesbankfiliale in München Konten für alle Geschäftsbanken in Bayern, über die die Institute den unbaren Zahlungsverkehr ihrer Privat- und Geschäftskundschaft abwickeln und an den Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems teilnehmen können. Weniger bekannt dagegen ist, dass die Bundesbank auch eine detaillierte Bonitätsbewertung von Wirtschaftsunternehmen vornimmt.
LSWB-Magazin: Warum analysiert die Bundesbank die Bonität von Unternehmen?
Franz Josef Benedikt: Im Rahmen ihrer geldpolitischen Aufgaben im Eurosystem vergibt die Bundesbank an Banken in Deutschland Refinanzierungskredite. Diese Kredite müssen die Geschäftsbanken mit Sicherheiten unterlegen. Dazu zählen neben bestimmten Wertpapieren auch Kreditforderungen, die die Banken gegenüber Unternehmen haben. Voraussetzung für die Nutzung der Kreditforderungen ist aber, dass die Bonität des Kreditnehmers den Anforderungen der Notenbank entspricht. Die Anforderung des Eurosystems bzw. der Bundesbank ist eine Bonitätseinstufung im Bereich „Investment Grade“ – wir bezeichnen dies auch als „notenbankfähig“. Die Kreditforderungen als Sicherheiten haben mit einem Volumen von bundesweit über 100 Mrd. Euro in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sie machen mittlerweile rund 28 % der gesamten bei der Bundesbank von den Kreditinstituten hinterlegten Sicherheiten aus.
Aber auch Unternehmen, deren Kredite nicht als Sicherheiten für Refinanzierungsgeschäfte von Banken verwendet werden, bietet die Bundesbank ihre Bonitätsanalyse kostenlos an, ist sie doch eine wichtige Schnittstelle der Bundesbank zur Realwirtschaft und ermöglicht unserem Hause interessante Einblicke und Einsichten in die Wirkungen der Geldpolitik auf das Wirtschaftsgeschehen. Die Notenbank ist sich der Sensibilität der Jahresabschlussdaten bewusst und behandelt alle Analyseergebnisse selbstverständlich streng vertraulich. In der Hauptverwaltung in München werden jährlich über 4.000 Jahresabschlüsse von Wirtschaftsunternehmen ausgewertet.
LSWB-Magazin: Welchen Nutzen bietet die Bundesbank-Bonitätsanalyse?
Benedikt: Da die Bundesbank unabhängig und ohne eigene Geschäftsinteressen ist, erhalten die Unternehmen eine objektive und neutrale Bewertung ihrer Bonität. Die Notenbank erstellt kompakte Auswertungsunterlagen zu den ermittelten Kennzahlen mit den jeweiligen Branchenvergleichswerten und eine Cashflow-Analyse im Mehrjahresvergleich. Damit erhalten Unternehmen nicht nur Aufschluss über ihr eigenes betriebswirtschaftliches Stärken-Schwächen-Profil, sondern gewinnen auch Erkenntnisse über ihre Stellung im Wettbewerbsumfeld. Zudem können Ratings, die von den Hausbanken erstellt werden, mit der Bundesbank-Einstufung verglichen werden. Das Ergebnis „notenbankfähig“ gilt darüber hinaus im Geschäftsverkehr als Prädikatsurteil und kann vertrauensbildend und werbewirksam bei Verhandlungen mit Kunden, Lieferanten und Banken eingesetzt werden. Und nicht zuletzt ist die Notenbankfähigkeit auch als Nachweis der Zahlungsfähigkeit bei Prüfverfahren der europäischen Zollbehörden anerkannt. Insofern ist unser Angebot für alle Unternehmen unabhängig von ihrer Größe interessant. Eine Einstufung als nicht notenbankfähig ist dabei keinesfalls gleichbedeutend mit „nicht kreditwürdig“ im Geschäftsverkehr mit Kreditinstituten, es ist vielmehr umgekehrt: Die Einstufung „notenbankfähig“ ist ein besonderes Gütesiegel. Kreditinstitute erhalten über ein elektronisches Verzeichnis aller notenbankfähigen Unternehmen („Positivliste“) Kenntnis von deren Notenbankfähigkeit. Sollte diese nicht erreicht werden, erfolgt auch keine Eintragung.
LSWB-Magazin: Wie läuft die Bonitätsanalyse ab?
Benedikt: Die Bundesbank verfolgt einen zweistufigen, statistisch basierten Ansatz, bei dem auf Basis des Jahresabschlusses verschiedene, unter anderem branchenbezogene Kennzahlen berechnet werden. Im zweiten Schritt werden die Ergebnisse dieser ersten Stufe im Rahmen eines Expertensystems von unseren Analysten bewertet. Zusammen mit weiteren Informationen wie z. B. der Branchenentwicklung, der Marktposition, der Konzerneinbindung, der aktuellen Entwicklung sowie Informationen aus kreditdatenstatistischen Meldungen ergibt sich ein Gesamtbild, das zu einer Bonitätseinstufung verdichtet wird. Diese ist durchaus vergleichbar mit einem Rating der im Eurosystem zugelassenen externen Ratingagenturen wie beispielsweise Moody‘s oder Standard & Poor‘s.
Im Gegensatz zu den Ratingagenturen ist die Bonitätseinstufung der Bundesbank – wie erwähnt – kostenfrei, da sie im Rahmen ihrer geldpolitischen Aufgaben erfolgt.
LSWB-Magazin: Welche Unterlagen werden benötigt?
Benedikt: Interessierte Unternehmen können ihre Jahresabschlussunterlagen – bei einer erstmaligen Auswertung werden diese für die beiden letzten Geschäftsjahre benötigt – direkt und formlos bei der Notenbank einreichen. Selbstverständlich kann dies auch der Steuerberater bzw. Wirtschaftsprüfer in Absprache mit dem Unternehmen übernehmen. Sofern gewünscht, lassen wir unsere Auswertungsergebnisse auch dem Steuerberater bzw. Wirtschaftsprüfer zukommen.
Die Jahresabschlussunterlagen können beispielsweise mittels des „Digitalen Finanzberichts (DiFin)“, einem medienbruchfreien, sicheren und zeitsparenden Verfahren übermittelt werden. Näheres hierzu unter www.digitaler-finanzbericht.de.
Wir nehmen die Unterlagen aber gerne auch als PDF per Mail oder auf dem Postweg entgegen. Die Analyse wird in der Regel innerhalb eines Zeitraums von sechs Wochen erstellt.
Kontakt Bonitätsanalyse
Deutsche Bundesbank
Hauptverwaltung in Bayern
Referat Bonitätsanalyse und Wertpapiere
Ludwigstraße 13
80539 München
E-Mail: bonitaetsanalyse.hv-by@bundesbank.de
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Foto: Deutsche Bundesbank