Knapp 50 Jahre für  den LSWB im Einsatz

Knapp 50 Jahre für den LSWB im Einsatz

Interview mit Manfred F. Klar – Präsident des LSWB

Von Manfred F. Klar, LSWB-Präsident

Nach knapp 50 Jahren verlässt LSWB-Präsident Manfred F. Klar den Verband als aktiver Ehrenamtsträger. Im Gespräch mit ihm blicken wir auf sein Wirken für die Mitglieder und den Berufsstand zurück, wagen aber auch einen Blick nach vorne.

LSWB-Magazin: Herr Klar, Ihre Präsidentschaft beim LSWB geht zu Ende. Sie treten nicht mehr als Präsidentschaftskandidat an. Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie daran denken, dass Ihre aktive Zeit beim Verband bald zu Ende ist?

Manfred F. Klar: Diese Frage kann ich nicht mit einem einfachen Satz beantworten. Man muss bedenken, dass ich dem LSWB seit 1977 ehrenamtlich verpflichtet bin. Mein Ziel war es immer, derjenige zu sein, der für die Mitglieder aktiv ist und versucht, den optimalen Nutzen für sie zu bewirken. Nach so langer Zeit in der Verantwortung fällt es mir natürlich schwer, einen Schnitt zu machen und keine Aktivitäten mehr für unseren Verband zu entwickeln. Ich habe über all die Jahre auch viele Werdegänge miterlebt. Und wenn ich nun einen Schlussstrich ziehe, was wird dann aus allem und allen? Insofern werde ich die Zeit und meine ehrenamtlichen Tätigkeiten schon ein bisschen vermissen.

Das macht mich definitiv traurig, aber der Schritt ist einfach zwingend erforderlich.

LSWB-Magazin: Lassen Sie uns eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit machen. Wie sind Sie eigentlich zum Beruf des Steuerberaters gekommen?

Manfred F. Klar: Dieser Beruf war etwas, was ursprünglich nicht in meinem Fokus gestanden hatte. In meiner Familie war es so, dass schon mein Großvater und mein Vater Steuerberater mit mittelgroßen Kanzleien waren. Mein ältester Bruder war dafür vorgesehen, die Nachfolge meines Vaters als Steuerberater und/oder als Wirtschaftsprüfer anzutreten. Mein Bruder hatte immerhin Volkswirtschaft studiert und mit summa cum laude abgeschlossen.

An einem Sonntag, als wir am Schreibtisch saßen – ja, wir alle hatten auch am Sonntag gearbeitet –, teilte er uns mit, dass er sich diesen beruflichen Weg nicht mehr vorstellen könne. Mein Vater hat es zwar nicht unmittelbar geäußert, aber er hat es so gesehen, dass ich dann eben diesen Weg gehen müsse. Er war damals schon gesundheitlich sehr angeschlagen, sodass ich keine großen Überlegungen für einen anderen Werdegang anstellen wollte. Meine Zielsetzung wäre eigentlich ein humanmedizinisches Studium gewesen. Ich hatte mir dann aber gesagt, dass ich meiner Familie, meinem Vater, verpflichtet bin. Also habe ich diesen Karriereweg eingeschlagen.

Es war auch so, dass ich mich schon früh, mit etwa 22 Jahren, partnerschaftlich gebunden habe und ich große Unterstützung von meiner Partnerin bekommen habe, die schnell auch meine Frau wurde. Sie gab mir die Bestätigung, dass dieser Weg der richtige sei und ich ihn gehen solle, egal was kommen möge. Und diesen Rückhalt habe ich nun in wenigen Wochen seit 51 Jahren.

LSWB-Magazin: Wie alt waren Sie, als Sie dann zum LSWB gekommen sind?

Manfred F. Klar: Vorab: Ich war nicht nur im Verband sehr aktiv, sondern parallel dazu auch in der Kammer und bin eigentlich zur gleichen Zeit in beide Organisationen gewählt worden.

Aber nun zurück zum LSWB: Wir hatten bei uns in Weiden in der Oberpfalz eine Zweigstelle des Verbands. Die existiert auch heute noch. Diese Zweigstelle ist damals sehr betriebsam gewesen. Man hat sich regelmäßig, einmal im Monat, abends getroffen. Diese Treffen waren versehen mit aktuellen Vorträgen von Kollegen und der Finanzverwaltung – im Anschluss hat man sich zu beruflichen Belangen ausgetauscht. Ich war damals noch nicht Berufsträger, war aber mit meinem Vater bei diesen Veranstaltungen. 1976, nachdem ich die Prüfung zum Steuerberater abgelegt hatte, bin ich bereits in den Bezirksvorstand in Nürnberg gewählt worden. Parallel dazu wurde ich in den Kammervorstand gewählt, wo ich dann auch als Vizepräsident und Schatzmeister über Jahrzehnte wirkte. Und unter anderem war ich auch im Prüfungsausschuss des Bayerischen Finanzministeriums für die Prüfung zum Steuerberater tätig.

Nachdem ich im Bezirksvorstand war, war es eine der wichtigsten Aufgaben, dass beide Verbandsbereiche, nämlich LSWB Nord und LSWB Süd (Anm. der Redaktion: zu dieser Zeit war der LSWB noch in zwei Oberfinanzdirektionsbereiche unterteilt), in einem Verband zusammengeführt werden. Die Bezirke mit ihren Zweigstellen wollten wir mit der Hauptgeschäftsstelle München und der Geschäftsstelle Nürnberg belassen – jedoch sollte es nur eine einzige Satzung geben. Die habe ich zusammen mit einer kleinen Arbeitsgruppe des LSWB ausgearbeitet und umgesetzt. Das war eine der wichtigsten Aufgaben, die ich bis dahin federführend begleitet habe.

LSWB-Magazin: Wie ging es danach weiter?

Manfred F. Klar: Dann bin ich in München in den neuen Gesamtvorstand gewählt worden. Damals noch unter der Führung von Prof. Dr. Ludwig Furtner. Einige Jahre später folgten Elfriede Bittner-Voigt und dann Dr. Peter Küffner in das Präsidentenamt. Dr. Küffner kannte mich schon sehr lange aufgrund meines Engagements im Ehrenamt. Er nahm mich überallhin mit und führte mich in alles ein. Nach mehr als 35 Jahren beim LSWB kam dann der Tag meiner Wahl zum Präsidenten. In diesem Amt und der damit verbundenen Verantwortung habe ich bis heute zehn Jahre gewirkt.

LSWB-Magazin: Bestimmt haben Sie sich während Ihrer langen Zeit als Präsident auch immer wieder neue Ziele gesetzt.

Manfred F. Klar: Eine Zielsetzung war die ständige Erweiterung des Mitgliederpotentials. Das ist uns unter Berücksichtigung der Demografie auch gelungen. Denn wenn man die letzten 30 oder 40 Jahre betrachtet, dann hätte es eigentlich einen Einbruch der Zahlen geben müssen. Wir konnten aber durch Neuzugänge Stabilität erreichen. Das war sehr schwierig, weil wir über einen langen Zeitraum keine Möglichkeit hatten, unmittelbar und direkt auf neue potenzielle Mitglieder zuzugehen. So hatten wir beispielsweise zunächst keine Möglichkeit, die beiden Kammern davon zu überzeugen, dass wir diejenigen, die ihre Steuerberaterprüfung bestanden hatten, unmittelbar kontaktieren dürfen. Den Bestand der Pflichtmitglieder haben wir nicht in einem Dokument bekommen. Das war ein Problem, das ich lösen musste. Und inzwischen haben wir den Zustand erreicht, dass wir die neuen Kammermitglieder bzw. alle Mitglieder mit deren Zustimmung ansprechen können, um sie als Verbandsmitglieder zu werben. Das war eines der wichtigsten Ziele meiner Präsidentschaft.

LSWB-Magazin: Man kann also sagen, dass Sie das Verhältnis zu den Kammern nachhaltig verbessert haben. Gab es noch weitere Herausforderungen?

Manfred F. Klar: Ja, zu allen Steuerberaterkammern der Länder, insbesondere als Delegierter in die Bundeskammerversammlung als Präsidialmitglied der Steuerberaterkammer Nürnberg. Es hatte auch andere Herausforderungen gegeben. Zum Beispiel als die neuen Bundesländer hinzugekommen sind, die mit ihren Verbänden eingebunden werden mussten.

Oder auch, dass die Regionalverbände offen und ehrlich miteinander diskutieren können. Da hat es in der Vergangenheit bei dem ein oder anderen Verband Befindlichkeiten gegeben. Das ist heute definitiv überwunden. Das Zusammenwirken der handelnden Personen hat sich im letzten Jahrzehnt deutlich zum Positiven gewandelt. Heute haben wir ein freundschaftliches und verständnisvolles Verhältnis mit gegenseitiger Unterstützung. Und zwar nicht nur auf der Ebene der Geschäftsführung, sondern auch auf der Ebene der Vorstände und der Präsidien. Daran mussten wir hart arbeiten und ich musste viel Kontaktpflege leisten, wodurch ich in das Präsidium des Deutschen Steuerberaterverbands gewählt worden bin. Auch diese Funktion beläuft sich inzwischen auf etwa zehn Jahre.

Es ist wichtig zu wissen, dass ich für den Mitgliedernutzen nicht nur den Kontakt zu den Mitgliedern selbst benötige. Auch die Kontakte zu den Regionalverbänden und zum Bundesverband reichen nicht aus, um für die Mitglieder vollen Nutzen bringen zu können – auch wenn diese Kontakte außerordentlich wichtig sind. Hier ist übrigens der Steuerrechtsausschuss des Bundesverbands hervorzuheben, in dem ich als Vizepräsident direkt die Möglichkeit habe, mit dem Team der Steuerabteilung wirklich etwas zu bewegen und Gesetzesentwürfe mit zu begleiten. Damit nehmen wir Einfluss auf das Bundesfinanzministerium und die Bundespolitik. Dabei darf man nicht vergessen: Unsere Mitglieder partizipieren an der Basis an allem und nehmen somit selbst Einfluss. Das ist super!

Ich habe für mich auch die Aufgabe gesehen, in Bezug auf die Finanzverwaltung Engagement zu zeigen. Bei vielen der Veranstaltungen musste ich präsent sein. Das beinhaltete Klimatagungen in den einzelnen Finanzamtsbezirken, Veranstaltungen zum Wechsel von Amtsleitern usw. Hier muss der LSWB sichtbar sein. Unsere Mitglieder sollen sich darauf verlassen können, dass sie nie alleine sind, wenn es Probleme mit den Finanzämtern oder Behörden gibt, die angesprochen und gelöst werden müssen. Sie wissen, dass sie ein Präsidium haben, das überall präsent ist und die Personen in den Ämtern kennt.

Mit dem Landesamt für Steuern pflegen wir gute Kontakte und haben regelmäßige Treffen. Das betrifft auch das Bayerische Ministerium der Finanzen und für Heimat. Auch hier hatten wir mit allen Finanzministern während meiner Amtszeit regelmäßig Kontakt. Damals waren das Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, Erwin Huber, Georg Fahrenschon, Markus Söder und heute ist es Albert Füracker. Auch bei Staatsempfängen war ich aktiv, um den LSWB zu vertreten.

LSWB-Magazin: Lassen Sie uns ein wenig in die sprichwörtliche Kristallkugel schauen und über Ihre Zukunft sprechen. Was haben sie jetzt, nach der Ära LSWB, vor?

Manfred F. Klar: Meine Frau und ich werden uns um die Fortentwicklung der Familie kümmern. Dazu gehört die Betreuung der vier Enkelkinder, die im Alter zwischen fünf und neun Jahren sind. Die werden den herbeigesehnten Opa vielleicht mal etwas öfter zu Gesicht bekommen. Wir haben uns wieder ein Wohnmobil gekauft, sodass wir mit den Enkelkindern den ein oder anderen Kurzausflug oder jetzt auch längere Urlaube in Deutschland und anderen europäischen Ländern machen können.

Nach wie vor bedeutend ist, dass ich alles tun werde, um körperlich und geistig fit zu bleiben, indem ich weiter Sport betreibe. Ich gehe zum Golfen, ich bewege mich an meinem Hometrainer und rudere jeden Tag an meinem Rudergerät. Fit bleiben hat für mich auch etwas mit guter Ernährung zu tun.

Und dann sind da meine vielen Hobbys. Dazu gehört für meine Frau und mich das Reisen. Das soll weiter intensiviert werden, solange wir das noch machen können. Der Zeitrahmen, den man dafür zur Verfügung hat, schrumpft von Jahr zu Jahr. Das wird einem immer bewusster, je älter man wird.

Bei mir ist auch die Musik ein wichtiges Hobby. Und natürlich möchte ich auch wieder mehr mit meinen Harley-Davidsons unterwegs sein, was ich lange Zeit sehr vernachlässigt habe. Es gibt noch so viele Nebenhobbys. Zum Beispiel Lesen. Wann habe ich es zum letzten Mal geschafft, ein ganzes Buch mit 300 Seiten in eineinhalb Tagen zu verschlingen?
Und dann bleibt noch die steuerberatende Tätigkeit für meine ehemaligen Mandanten und deren Familien sowie meine zahlreichen Ehrenämter in Politik, Berufstand und gemeinnützigen Einrichtungen, die ich aufrechterhalten werde.

Für eine vierte Generation Steuerberater konnte ich meine Kinder übrigens nicht überzeugen. Die Zukunft ist also wirklich durchgetaktet und ausgefüllt.

LSWB-Magazin: Werden wir Sie trotz Ihrer vielen Aktivitäten wiedersehen? Und was wünschen Sie Ihrem Nachfolger und dem LSWB für die Zukunft?

Manfred F. Klar: Zunächst habe ich einen kompletten Schnitt vorgesehen. Ob ich mich noch hin und wieder mal sehen lasse, wird sich zeigen. Es könnte sein, dass ich es wie mein Vorgänger Dr. Küffner mache und ein- oder zweimal im Jahr, zum Sommerfest, zur Weihnachtsfeier oder zu Veranstaltungen dieser Art, erscheine.

Meinem Nachfolger wünsche ich, dass er sich so schnell wie möglich in seine neuen Aufgaben einfindet und dass er die Kontakte zu den Mitgliedern und wichtigen Organisationen weiterhin aufrechterhält. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit, die Zufriedenheit der Mitglieder und Kollegen sowie die Erfolge der Akademie sind grundlegend für den LSWB.

Er wird sich auch neue Ziele setzen müssen. Dazu gehört mit Sicherheit die Digitalisierung des Berufsstandes und der Kanzleien. Ich wünsche ihm, dass er Visionen für die Zukunft hat, damit der LSWB weiterhin eine Art Leuchtstern am Himmel ist. Meine Unterstützung wird er bei Bedarf immer haben.

Ansonsten wünsche ich, dass ihm das Ehrenamt genauso viel Spaß und Freude macht, wie es mir gemacht hat, und dass er ein glückliches Händchen hat – auch im Umgang mit dem Präsidium, dem Vorstand und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich danke allen Mitgliedern in den Organisationen und allen Menschen, mit denen ich während meiner Amtszeit zusammenarbeiten durfte. Mein Dank gilt insbesondere der Geschäftsführung und den Mitarbeitern des LSWB für all die Jahre, in denen ich mich auf sie alle verlassen konnte.

LSWB-Magazin: Lieber Herr Klar, vielen Dank für das Interview. Im Namen des LSWB danke ich Ihnen herzlich für alles, was Sie für den Verband geleistet haben, und wünsche Ihnen für die Zukunft all das, was Sie über die Jahre hinweg dem LSWB gegeben haben: Zuversicht, Erfolg und viel Freude!

  • Manfred F. Klar – Präsident des LSWB