50 Jahre Datev: Die Nürnberger Genossenschaft feiert
Vom Fünf-Mann-Unternehmen zu einem der größten Softwarehäuser Europas.
Die Datev hat im Februar den 50. Jahrestag ihres Bestehens gefeiert. Unter den 700 Festgästen im Nürnberger Opernhaus waren neben dem Bayerischen Staatsminister der Finanzen, Markus Söder, und dem Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Ulrich Maly, zahlreiche Vertreter des LSWB-Ehrenamts, darunter Verbandspräsident Manfred F. Klar. Auch Datev-Gründer und Ehrenvorstandsvorsitzender Heinz Sebiger nahm am Festakt teil.
Aus einer Notlage geboren
Auf der Bühne ließ ein sichtlich gut gelaunter Datev-Chef Dieter Kempf die Geschichte seines Unternehmens noch einmal Revue passieren. Anlass für die Gründung der Datev in den 1960er-Jahren war eine Notlage: Die Unternehmen und damit auch die Kanzleien der Steuerberater standen vor einer Flut arbeitsintensiver Buchhaltungsaufträge. Aufgrund eines leergefegten Arbeitsmarkts hatten sie große Probleme, die erforderlichen Fachkräfte zu finden. Die elektronische Datenverarbeitung versprach eine Lösung, die jedoch viel zu teuer war.
„Was die Möglichkeiten der einzelnen Kanzleien überstieg, konnten aber viele gemeinsam schaffen“, adaptierte Kempf das genossenschaftliche Motto: „Was einer nicht zu schaffen vermag, das vermögen viele.“ Am 14. Februar 1966 schlossen sich daher 65 Nürnberger Steuerbevollmächtigte zusammen, um die neuen Möglichkeiten der EDV zu nutzen – die Geburtsstunde der Datev.
Heute zählt die Genossenschaft über 40.300 Mitglieder. Aus zunächst fünf Mitarbeitern sind mittlerweile knapp 7.000 Angestellte geworden. Der Umsatz ist von 1,2 Millionen D-Mark im ersten Geschäftsjahr auf rund 880 Millionen Euro im Jahr 2015 gewachsen.
Partner von Berufsstand und Verwaltung
Zusammen sorgen die Genossenschaft und ihre Mitglieder für effiziente und effektive betriebswirtschaftliche Abläufe in 2,5 Millionen Unternehmen und organisieren den Datenaustausch zwischen Firmen und mehr als 200 Institutionen. Seit ihrer Gründung ist die Genossenschaft damit ein Pionier der Digitalisierung, was auch Bayerns Finanzminister Markus Söder betonte: „Die IT ist aus der Steuerverwaltung ebenso wenig wegzudenken wie aus Unternehmen und Beraterschaft. Bereits vor 50 Jahren hat Heinz Sebiger die Bedeutung der Datenverarbeitung erkannt und angepackt.“
Die Datev als viertgrößtes Softwarehaus in Deutschland sei seither ein zuverlässiger und unerlässlicher Partner der Finanzverwaltung im modernen Steuervollzug, so Söder weiter: „Gerade digitale Projekte wie die elektronische Steuererklärung oder die E-Bilanz sind ohne diese Zusammenarbeit nicht denkbar.“
Die Zukunft in Blick
Den Blick auf die Zukunft des Unternehmens richtete Robert Mayr, der am 1. April 2016 das Amt des Datev-Vorstandsvorsitzenden von Dieter Kempf übernommen hat: „Die beeindruckende Erfolgsgeschichte, auf die wir heute zurückblicken, ist für uns natürlich auch Ansporn und Inspiration für die Zukunft.“ Die Datev sei immer ein Treiber für die Digitalisierung der betriebswirtschaftlichen Prozesse sowohl bei ihren Mitgliedern als auch bei den mittelständischen Unternehmen gewesen und bleibe dies auch in Zukunft. „Mit ihren Leistungen unterstützt die Datev ihre Mitglieder dabei, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und für ihre Mandanten – also vor allem kleine und mittelständische Unternehmen – noch bessere Leistungen zu erbringen“, so Mayr: „Diese Rolle werden wir auch in Zukunft mit Leidenschaft ausfüllen.“
Der Lotse geht von Bord
Die Veranstaltung war allerdings nicht nur eine Feier für die Datev, sondern auch der offizielle Abschied für Dieter Kempf. Daher nutzten zahlreiche Weggefährten die Gelegenheit, an Höhepunkte aus Kempfs eindrucksvoller Karriere zu erinnern. Aufsichtsratschef Dirk Schmale würdigte Kempf als meinungsstarken Vorstand, der für seine Ideen und Überzeugungen entschieden eintritt. Robert Mayr als Kempfs designierter Nachfolger betonte die großen Fußstapfen, in die er nun treten müsse. Die früheren Stabsleiter des Datev-Chefs, Christian Bär und Henning Gulden, bedankten sich mit zwei außergewöhnlichen Geschenken bei ihm: Einer gerahmten frühen Skizze von Kempfs Plänen für die Vollmachtsdatenbank und einer Festschrift, an der die Spitzen aus Wissenschaft und Politik im Freistaat mitgewirkt haben (siehe hierzu auch S. 38).
Zum großen Amüsement der Gäste ließen sich die Organisatoren der Veranstaltung zum Abschluss noch etwas ganz Besonderes einfallen: Das Musikerduo Schmidbauer & Kälberer führte, begleitet vom scheidenden Datev-Chef an der Gitarre, eine Interpretation seines Klassikers „Glück g’habt“ auf. Nach dem Lob, das Kempf zuvor in den zahlreichen Laudationen bekommen hatte, wird er wohl über Schmidbauers Abwandlung des Songtextes hinwegsehen können. Da hieß es „Glück g’habt, mit Datev Geld verdient“. Doch mit Glück, das zeigte die Veranstaltung in der Nürnberger Oper, hatten sowohl die Erfolgsgeschichte der Datev als auch Kempfs Karriere wenig zu tun.