Bericht aus dem Präsidium

Bericht aus dem Präsidium

Mitgliederversammlung 2021

Am 16. Juli 2021 fand in der Geschäftsstelle München unsere turnusgemäße Mitgliederversammlung statt. In diesem Jahr unter Einhaltung der Abstandsregeln und eines umfangreichen Hygienekonzepts. Zahlreiche Gäste waren unserer Einladung gefolgt, darunter der Präsident der Steuerberaterkammer Nürnberg Dr. Dieter Mehnert, der Vizepräsident und ständige Vertreter des Präsidenten der Steuerberaterkammer München Paul Kokott und der Landespräsident der Wirtschaftsprüferkammer Bayern Michael Gschrei. Sie wandten sich mit Grußworten an unsere Mitglieder und bekräftigten die gute Zusammenarbeit zwischen Kammern und Berufsverband, die sich – auch aus meiner Sicht – im vergangenen Jahr besonders bewährt hat.

Dr. Dieter Mehnert betonte in seiner Rede die Bedeutung der digitalen Identität für Steuerberater – auch als Eintrittsbarriere – und in diesem Zusammenhang die von der Bundessteuerberaterkammer (BStBK) initiierte und entwickelte Steuerberater-Plattform. Die Plattform sei das Gerüst für die weitere, notwendige Digitalisierung und der wichtigste Meilenstein für den Berufsstand seit Gründung der Berufsgenossenschaft Datev. Für die Anwesenden gab er einen Überblick über den derzeitigen Entwicklungsstand. Die Registrierung und Einrichtung des Steuerberaterpostfachs ist für die Berufskolleginnen und Berufskollegen bereits möglich. Das geänderte Steuerberatergesetz verpflichtet alle Berufsträger, dieses Postfach für eine eindeutige Feststellung der digitalen Identität durch die BStBK anzulegen. Wichtig für die berufliche Selbstverwaltung ist in diesem Zusammenhang, dass die Bundessteuerberaterkammer und nicht die Finanzverwaltung die Identität prüft und feststellt. Paul Kokott sprach ebenfalls die Steuerberater-Plattform als entscheidendes Instrument für die Zukunft des Berufsstands an. Weiter benannte er in seinem Grußwort die Verdienste des Verbandes und die gemeinsamen Erfolge in der Interessenvertretung. Mit einem kurzen Abriss der Erfolgsgeschichte des LSWB würdigte er unser 75-jähriges Jubiläum und lobte die herausragende Arbeit für unsere Mitglieder in allen Bereichen.

Michael Gschrei verwies als Landespräsident der Wirtschaftsprüferkammer in Bayern auf die Diskrepanz zwischen den großen und kleinen Wirtschaftsprüfer-Kanzleien. Er forderte die Abschaffung der Standards, die die großen Wirtschaftsprüfergesellschaften implementiert haben. Stattdessen verlangte er die Berufspflichten wieder in den Vordergrund zu stellen. Dadurch, so Gschrei, sollen die „Deiche für gute Testate höher werden“. Die sechs Allgemeinen Berufspflichten nach § 43 der Wirtschaftsprüferordnung müssen die Grundlage für Prüfungen sein, und erst nachgeordnet – sofern konform – sollten die Standards folgen. Für die Zukunft will er die gute Zusammenarbeit zwischen Kammer und unserem Verband für die Interessen der Wirtschaftsprüfer intensivieren, um gemeinsam den großen Gesellschaften Einhalt zu gebieten.

In meinem Beitrag „Bericht aus dem Präsidium“ standen drei, mir besonders am Herzen liegende Themen im Zentrum. Als erstes der notwendige und häufig eingeforderte Bürokratieabbau. Dieser seit Jahren bemängelte Missstand zeigte sich besonders stark beim Beantragen der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für unsere Mandanten – das beherrschende Thema in den vergangenen Monaten.

Ich kann nur wiederholt einen deutlichen Bürokratieabbau und praxistaugliche Beschlüsse von Politik und Verwaltung fordern.

Dafür ist eine starke Interessenvertretung gefragt – das zweite große Thema. Wir als Vertreter der ausführenden und beratenden Organe müssen frühzeitig mit einbezogen werden, deutlich vor Beschlussfassung. So können Fallstricke vorab geklärt und praxistaugliche Beschlüsse gefasst werden. Dafür sind Experten da – allen voran wir als prüfende Dritte, denn wir wissen, wovon wir sprechen!

Für die Interessenvertretung auf dem europäischen Parkett haben wir mit den German Tax Advisers – einem Zusammenschluss von DStV und Bundessteuerberaterkammer – eine starke Repräsentation mit eigenem Büro in Brüssel aufgebaut. Dort herrscht noch immer mangelndes Verständnis für einen verkammerten Beruf, dem es entgegenzuwirken gilt.

Mein letzter Punkt galt der fortschreitenden Digitalisierung. Modern aufgestellten, digitalen Kanzleien fiel die coronabedingte Umstellung im vergangenen Jahr leichter, aber Digitalisierung bedeutet noch viel mehr. Effizienter arbeiten, Prozesse automatisieren und freie Kapazitäten für neue Geschäftsfelder schaffen, sind nur einige der weiteren Vorteile, die es zu nutzen gilt. Mehr dazu lesen Sie in der Titelstrecke dieser Ausgabe.

Im Anschluss informierte unsere Vizepräsidentin Dr. Jutta Fischer-Neuner über die Arbeit der zahlreichen LSWB-Ausschüsse und berichtete zu Neuerungen in den Aufgabengebieten, die sie gemeinsam mit Vizepräsidentin Sabine Oettinger verantwortet: IT und Digitalisierung, Aus- und Fortbildung, Mitarbeiter, Strategie sowie Betriebswirtschaft. Ein Hauptaugenmerk lag dabei ebenfalls auf der Digitalisierung. Hier sieht sie weiterhin deutlichen Handlungsbedarf in den Kanzleien, auch wenn es aufgrund der Coronabeschränkungen einen Schub gab.

Zur Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildungsmaßnahmen betonte sie die Notwendigkeit von attraktiven Ausbildungsmöglichkeiten für junge Talente. Unsere Kooperationen´mit mehreren Hochschulen zum dualen Studium sind ein wichtiger Ansatz für eine zukunftsorientierte Ausbildung. Ein weiteres Instrument zur Mitarbeitergewinnung ist die LSWB-Auszeichnung zum „Exzellenten Arbeitgeber“. Außerdem würdigte sie die Arbeit des Ausschusses Betriebswirtschaft, der die Mitglieder mit verschiedenen Maßnahmen bei dem immer wichtiger werdenden Geschäftsfeld der betriebswirtschaftlichen Beratung ihrer Mandanten unterstützt. Ganz im Sinne unseres Motos „Aus der Praxis für die Praxis“.

Unser Hauptgeschäftsführer Steffen Jahn präsentierte gemeinsam mit Schatzmeister Andreas L. Huber die Ergebnisse des Geschäftsabschlusses 2020 (siehe auch LSWB-Magazin 03/2021) und stellte den Erfolgsplan für das kommende Jahr vor, den die Mitglieder genehmigten.

Ich bedanke mich auch an dieser Stelle nochmals bei Ehrenamt und Hauptamt für den unermüdlichen Einsatz in diesem schwierigen Jahr, das allen extrem viel abverlangt hat. Wir sind für die Zukunft gerüstet und werden unseren Erfolgskurs weiter fortschreiben.

Information

Für unsere Mitglieder, die nicht persönlich an der Mitgliederversammlung 2021 teilnehmen konnten, haben wir die Rede von Manfred F. Klar vorab aufgezeichnet. Das Video ist auf dem LSWB-YouTube-Kanal abrufbar: www.youtube.com/channel/UC4ZPGjwDJ6vVgwxmv7j3mng/featured