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Bericht aus dem Präsidium
Moderne Kanzleikultur: Mitarbeiterbindung
Zu Jahresbeginn macht man sich gerne Gedanken über die zu erreichenden Zielen für das kommende Jahr. Wenn wir über die Zukunft der Kanzleien nachdenken, dann beschäftigen wir uns in erster Linie mit Geschäftsmodellen, neuen Technologien und effektiveren Geschäftsprozessen. Das ist sicher richtig und wichtig. Und doch reicht das nicht.
Es geht auch nicht nur um Strukturen und Prozesse, die im Zuge der Digitalisierung nachhaltig verändert werden. Sondern es geht vor allem um die Menschen, die in dieser neuen Welt leben und arbeiten. In unserem Fall die Mitarbeiter, die der Schlüssel zum Erfolg jedes Unternehmens sind, egal ob klein oder groß. Wie nun können wir unsere Mitarbeiter langfristig binden?
Mitarbeiterzufriedenheit: der notwendige Schlüssel zum Erfolg
Die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter und damit auch die langfristige Mitarbeiterbindung sind immer mit Motivation verbunden. Motivation ist aber nichts Materielles. Jedenfalls nicht nur. Gute und über dem Marktpreis liegende Gehälter für überdurchschnittliche Mitarbeiter sind eine Grundvoraussetzung. Wir sollten sie aber auch nicht überschätzen. Denn Motivation zielt vor allem auf die Emotionen ab. Welche Wünsche, Sehnsüchte und Ziele wollen unsere Mitarbeiter verwirklichen – und wie können wir ihnen dabei helfen?
Wer diese Fragen beantworten kann, danach handelt und seine Mitarbeiter voranbringt, hat nicht nur motivierte Mitarbeiter, sondern auch eine erfolgreiche Kanzlei. Eine Studie der Boston Constulting Group aus dem Jahr 2012 zeigt sehr deutlich, dass die „Unternehmen, die in der Beurteilung des Talent Managements zu den Besten gehören, eine doppelt so hohe Gewinnmarge (haben) und ein Umsatzvolumen, das 3,5 mal so hoch ist.“ Das sollte Ansporn genug sein, sich über Fragen der Mitarbeitermotivation in der neuen Arbeitswelt auszutauschen und sich Gedanken über eine moderne Unternehmens- bzw. Kanzleikultur zu machen, die dafür die unabdingbare Voraussetzung ist.
Soziale Kompetenzen von Führungskräften immer wichtiger
Nach der Studie „Jobzufriedenheit 2017“ der Manpower Group Deutschland sind es vor allem die Fähigkeiten, Feedback zu geben (90 %) und Wertschätzung zu zeigen (90 %), die die Arbeitszufriedenheit unserer Mitarbeiter direkt beeinflussen. Ein positiver, wertschätzender Umgang steigert die Jobzufriedenheit von Arbeitnehmern, heißt es in der Studie. Die sozialen Kompetenzen von Führungskräften werden deshalb immer wichtiger. Für die Arbeitnehmerbindung sei es außerdem förderlich, wenn „Vorgesetzte Verantwortung abgeben und fachliche Herausforderungen bieten“. Indem Führungskräfte Mitarbeitern vertrauen, statt sie zu kontrollieren, leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Zufriedenheit im Job (88 %).
Es ist vor allem Empathie und Vertrauen der Mitarbeiter gegenüber dem Arbeitgeber, die Wertschätzung der Arbeit, die die Zufriedenheit der Mitarbeiter positiv beeinflussen. In einer Studie der „academicworld“ wurden Universitätsstudenten gefragt, was für sie bei der Jobsuche wichtig ist. Freude an der Arbeit, Work-Life-Balance und nette Teamkollegen rangierten mit 70–80 % Zustimmung ganz oben auf der Skala. Das zukünftige Gehalt dagegen fand sich mit 44 % am unteren Ende der Liste.
Die einschlägigen Umfragen und Untersuchungen zur Frage der Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter sind sich einig. Und sie decken sich auch mit meinen Erfahrungen aus der Praxis.
Es sind weniger die „harten“ Fakten wie Gehalt und Aufstiegschancen, die darüber entscheiden, ob Mitarbeiter zufrieden sind und bei uns bleiben. Vielmehr sind es die eher „weichen“ Faktoren, die den Schlüssel zur Mitarbeiterzufriedenheit ausmachen:
- Empathie, Mitarbeitergespräche und Feedback-Kultur
- Vertrauen, Eigenständigkeit und Verantwortung
- Zusammenarbeit, Erfolg, Teamspirit und Büroumgebung
- Mobilität, Flexibilität, Work-Life-Balance
- Entwicklung, Perspektiven, Aus- und Weiterbildung
- Stolz auf die eigene Arbeit und deren Inhalte
Diese Gründe machen die Motivation unserer Mitarbeiter aus, zu uns zu kommen und zu bleiben. Sie sind Bestandteile einer Unternehmenskultur, die eine emotionale Identifikation mit überdurchschnittlicher Performance möglich machen.
Und machen wir uns nichts vor: Wenn wir schon endlich gute Mitarbeiter gefunden haben – was sehr zeitintensiv und auf dem derzeit leergefegten Arbeitsmarkt auch äußerst schwierig ist – sollten wir sie doch möglichst lange in der Kanzlei halten und ihren Möglichkeiten entsprechend fördern und fordern.