Ein starkes Netzwerk

Ein starkes Netzwerk

Die Verbändewelt der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe

Von Heiko Haffmans

Die Steuerberatung ist zwar ein freier Beruf, deswegen besteht der Berufsstand allerdings nicht aus unorganisierten Einzelkämpfern. Die rund 86.000 Steuerberater im Land sind in einem engmaschigen Netzwerk von Kammern und Verbänden organisiert.

Während die Kammermitgliedschaft Pflicht ist, erfolgt der Beitritt in die Verbände freiwillig. In den 16 regionalen Kollegialverbänden, deren Verbandsgebiet nicht zwangsweise mit den Grenzen der 16 Bundesländer übereinstimmt, sind mehr als 35.000 Steuerberater, Steuerbevollmächtigte, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer und Berufsgesellschaften zusammengeschlossen. Das sind rund 42 Prozent aller Steuerberater in Deutschland und fast 57 Prozent der selbstständig tätigen Berufsträger.

Dienstleister und Interessenvertreter des Berufsstands

Für ihre Mitgliedsbeiträge erhalten sie eine unabhängige Interessenvertretung, kompetente und kostengünstige Fort- und Weiterbildung sowie zahlreiche Dienstleistungen. Zudem profitieren die Mitglieder von zahlreichen Gruppenverträgen: Denn im Verbund vieler können oft günstigere Konditionen für Dienstleistungen und Produkte ausgehandelt werden.

Die berufsständischen Verbände sind wesentlich älter als die Kammern. Nachdem die  Reichssteuerberaterkammer 1945 von den Alliierten aufgelöst worden war, übernahmen sie vielerorts bereits kurz nach Kriegsende Kammeraufgaben und waren die wichtigsten Träger der berufsständischen Selbstverwaltung.

Als 1961 das Kammergesetz verabschiedet und bundesweit Steuerberater- und Steuerhelferkammern gegründet wurden, sahen viele Beobachter das Ende der Verbände gekommen. Tatsächlich lösten sich einige von ihnen auf. Der weitaus größte Teil beschloss jedoch, sich selbst neu zu erfinden. Die Verbände wurden zu Dienstleistern für ihre Mitglieder – besonders in der Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Aber auch in der Interessenvertretung fanden sie weiterhin viele Aufgaben. Über die Jahrzehnte bildete sich eine Arbeitsteilung heraus: Die Kammern als Säulen der berufsständischen Selbstverwaltung, die Verbände als Dienstleister und Interessenvertreter.

Der Bundesverband DStV und seine Gremien

Die 16 Kollegialverbände sind im Deutschen Steuerberaterverband DStV zusammengeschlossen. Der Verband bündelt die Interessen der Berufsangehörigen zu bundeseinheitlichen Positionen und vertritt diese auf nationaler und internationaler Ebene. Der Bundesverband mit seinen rund 25 hauptamtlichen Mitarbeitern hat sich in den vergangenen Jahren in Berlin und Brüssel einen Namen als kompetenter Ansprechpartner und nachdrücklicher Vertreter von Mandanten- und Beraterinteressen gemacht.

Das Fachinstitut des DStV, das Deutsche Steuerberaterinstitut (DStI), ist Bildungspartner der Regionalverbände bei der Umsetzung des Fachberaterkonzepts. Die DStI-Fachberater- Lehrgänge erfreuen sich großer Beliebtheit und stellen für die Mitglieder der Verbände eine gute Möglichkeit dar, sich zu spezialisieren und so besser am Markt zu positionieren.

Der DStV agiert nicht losgelöst von den regionalen Kollegialverbänden. Diese nehmen über zahlreiche Gremien Einfluss auf die Arbeit des Bundesverbands, geben „Basisfeedback“, nutzen allerdings auch den DStV als Austauschplattform, um voneinander zu lernen.

Der LSWB ist mit 6.300 Mitgliedern der größte der 16 deutschen Kollegialverbände. Daraus leitet der Verband auch eine Rolle als Innovationstreiber in der Verbändelandschaft ab – denn der bayerische Landesverband erreicht von sich aus eine kritische Größe, um Projekte und Produkte erfolgreich zu pilotieren, die später in ganz Deutschland adaptiert werden können.

Die Interessen der Regionalverbände werden sowohl im Vorstand und Präsidium des Bundesverbands vertreten als auch in der Mitgliederversammlung. So ist LSWBPräsident Manfred F. Klar gleichzeitig Vizepräsident des DStV – ein Amt, das bereits seine Vorgänger bekleideten. Die Geschäftsführerkonferenz wiederum ist ein Gremium, das die operative Zusammenarbeit der DSTV-Mitgliedsverbände koordiniert.

Zwei Ausschüsse und vier Arbeitskreise stellen den fachlichen Input der Kollegenschaft auf Bundesebene sicher. Zu diesen Ausschüssen gehört der Rechts- und Berufsrechtsausschuss, in dem LSWB-Vorstandsmitglied Dr. Jutta Fischer-Neuner Mitglied ist. Im Steuerrechtsausschuss engagieren sich LSWB-Vorstand Andreas L. Huber und LSWB-Präsident Manfred F. Klar. Im Verbändeforum EDV bringt LSWB-Vorstandsmitglied Martina Högel-Stöckle die Erfahrungen der bayerischen IT-Ausschüsse 1 und 2 ein.

Im Arbeitskreis Versicherungsfragen, der die Zusammenarbeit mit den Versicherungspartnern des Berufsstands koordiniert, tritt wiederum LSWB-Präsident Manfred F. Klar für die Interessen der LSWB-Mitglieder ein. Darüber hinaus gibt es den Arbeitskreis Betriebswirtschaft, der Konzepte für die Erschließung neuer Geschäftsfelder entwickelt, und den Arbeitskreis Rechnungslegung.

Interessenvertretung auch auf europäischer Ebene

Der DStV unterhält ein Büro in Brüssel und ist hier auch akkreditierter Interessenvertreter. Dennoch ist der Bundesverband auf europäischer Ebene selbst Mitglied in zwei Verbänden: Der European Federation of Accountants and Auditors for SMEs (EFAA) und der European Tax Adviser Federation (ETAF).

Die EFAA vertritt die Interessen von 370.000 Rechnungslegern und Abschlussprüfern in kleinen und mittleren Praxen in Europa. LSWB-Mitglied Bodo Richardt ist Präsident des Verbands, DStI-Vizepräsident Marcus Tuschen sitzt im Präsidium. Die EFAA leistet Facharbeit in vier Bereichen, für die Facharbeitsgruppen eingesetzt wurden: Rechnungslegung, Abschlussprüfung, Aus- und Fortbildung und KMU-Themen.

Die 2015 gegründete Interessenvertretung der regulierten Steuerexperten ETAF etablierte bereits im ersten Jahr ihres Bestehens Kontakte zu Entscheidungsträgern in den relevanten Abteilungen der Binnenmarkt- und der Steuerkommission. Ferner beteiligte sich die ETAF an Konsultationen zum Berufsrecht der Steuerberater, zum indirekten und direkten Steuerrecht und zu Themen, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betreffen. In der von der EU-Kommission neu eingerichteten „Plattform für verantwortungsvolles Handeln im Steuerwesen“ ist sie durch DStV-Vizepräsident Hans-Joachim Oettinger vertreten.

Dieser kleine Überblick, dem viel hinzuzufügen wäre, lässt erahnen, wie dicht und gleichzeitig ausgedehnt das Netzwerk der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist. Es bietet den freiwilligen Mitgliedern ein umfangreiches Dienstleistungsspektrum und eine wirkungsvolle Interessenvertretung in Bayern, Berlin und Brüssel. Denn wer sich einen Verband leistet, hat eines verdient: Leistung.