„Fishing for Talents“: Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe wird härter.

„Fishing for Talents“: Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe wird härter.

Der Kampf um Talente wird härter

Wie die demografische Entwicklung die Arbeit in den steuerberatenden Berufen verändern wird

Von Heiko Haffmans

Bayern wächst. Nicht nur wirtschaftlich: Auch seine Bevölkerung nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Lebten Ende 2015 rund 12,85 Millionen Menschen im Freistaat, werden es laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik in knapp 20 Jahren voraussichtlich 13,3 Millionen Bürger sein. Damit trotzt das südlichste Bundesland dem Trend in der Republik, in der mit einer leicht sinkenden Einwohnerzahl gerechnet wird.

Kann also Entwarnung gegeben werden? Ist der demografische Wandel abgesagt? Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt, dass das Bevölkerungswachstum mit einer rapiden Alterung einhergeht: Während die Bayern heute im Schnitt 43,6 Jahre alt sind, wird das Durchschnittsalter im Jahr 2034 bei 46,1 Jahren liegen. Die Erwerbsbevölkerung wird aller Voraussicht nach um 5 bis 10 Prozent abnehmen. Junge Nachwuchskräfte werden also trotz wachsender Bevölkerung knapp.

Darüber sollten auch die positiven Zahlen der Bundessteuerberaterkammer nicht hinwegtäuschen: Zwar stiegen die Auszubildendenzahlen 2016 das fünfte Jahr in Folge und erreichten mit 18.512 Azubis eine neue Höchstmarke. Doch die Zahl der Schulabgänger und damit die der potenziellen Bewerber wird kontinuierlich sinken: Von 850.000 im vergangenen Jahr auf 732.000 im Jahr 2025. Auch mit noch so viel Werbung für eine Karriere im steuerberatenden Beruf wird man sich diesem Trend kaum entziehen können.

In Bayern wird die Zahl der Schulabgänger aufgrund der starken Zuwanderung zunächst stabil bleiben – jedenfalls in absoluten Zahlen. Der Freistaat ist jedoch ein geteiltes Land. Außerhalb Oberbayerns und der fränkischen Wirtschaftszentren hat der demografische Wandel längst begonnen. Die Bevölkerungsprognosen vieler Regionen in Niederbayern, Oberfranken und der Oberpfalz ähneln jenen in Ostdeutschland. Wer seine Kanzlei nicht in den Metropolregionen München und Nürnberg hat, wird lernen müssen, mit stetig sinkenden Schüler- und Fachkräftezahlen umzugehen.

Ähnlich sieht es bei den Berufsträgern aus. Derzeit zählt die Bundeskammer 85.000 Steuerberater zu ihren Mitgliedern – ein historischer Höchststand. Von diesen sind allerdings schon heute 23.000 über 60 Jahre alt – also nicht unbedingt Nachwuchskräfte. 23.912 Steuerberatern im Alter zwischen 41 und 50 Jahren stehen lediglich 19.120 Berufsträger unter 40 Jahren gegenüber. Die Basis der Berufsträger wird kleiner – im ländlichen Raum und in wirtschaftlich weniger prosperierenden Gegenden schnelle als in den wohlhabenden Regionen. Allerdings ist auch dort „Chefsein“ kein reines Vergnügen. Schließlich konkurrieren Kanzleiinhaber in den Metropolen mit zahlreichen anderen Kanzleien, darunter den Dependancen der „Big Four“, um die besten Köpfe.

Wie sollen Steuerberater mit diesen Zahlen umgehen? Zunächst wird sich der Stellenwert, den Personalfragen für die Zukunftsfähigkeit einer Kanzlei spielen, verändern. Gute Mitarbeiter werden zu einem seltenen und begehrten Gut. Und die Verhandlungsposition, mit der Mitarbeiter und Angestellte ihre Anliegen vertreten, wird gestärkt. Deshalb steigt die Bedeutung von Führung und der viel beschworenen Work-Life-Balance.

Der LSWB bietet seinen Mitgliedern bereits heute zahlreiche Dienstleistungen, Services und Tools, um ihre Position im Wettbewerb um die besten Köpfe zu stärken. Das beginnt bei den  Hochschulkooperationen. Diese helfen Steuerberatern, gute Bewerber für die Arbeit in ihrer Kanzlei zu begeistern oder diese zu halten, wenn sie ein Studium anstreben. Unsere Beratungspartner unterstützen Kanzleien beim Aufbau von professionellen Personalmanagementstrukturen oder übernehmen die Personalakquise. Genauso begleiten sie Kanzleien und ihre Mitarbeiter bei Veränderungsprozessen. Und nicht zuletzt bildet der LSWB Mitarbeiter fort- und weiter. Hierdurch wird die Beschäftigungsfähigkeit der Angestellten langfristig sichergestellt.

Doch all diese Angebote können nicht mehr als Hilfestellungen sein. Denn letztlich entscheiden die Führungskompetenz und die Kreativität in Personalfragen eines Kanzleiinhabers darüber, ob sein Unternehmen für junge Talente und altgediente Leistungsträger attraktiv ist.