Foto: shutterup/adobe stock

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Der LSWB-Ausschuss BW

Professionelle betriebswirtschaftliche Beratung ist gefragt!

Als der Vorstand vor einigen Jahren den Ausschuss Betriebswirtschaft ins Leben gerufen hat, konnte niemand die Entwicklung vorhersehen, die mit der Corona-Pandemie den Berufsalltag der Steuerberater verändert hat – und weiterhin verändern wird. Doch bereits damals war klar, dass professionelle betriebswirtschaftliche Beratung nicht nur ein lukratives Betätigungsfeld oder ein nützliches Beiwerk im Rahmen der Steuerberatung ist. Die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) als sichtbares Ergebnis der monatlichen Dienstleistung „Finanzbuchhaltung“ wurde Mandanten oft genug zum Selbststudium überlassen. Zunehmend rücken betriebswirtschaftliche Fragestellungen in den letzten Jahren jedoch in den Fokus unserer Mandanten. Oftmals werden Amortisationsrechnungen und Planungen quasi nebenher vom Steuerberater miterledigt und so das Potenzial der Leistung für Berater und Mandant nicht ausgeschöpft. Dabei ist die betriebswirtschaftliche Beratung aber schon lange keine Kür mehr, sondern gehört ins Pflichtenheft der Kanzleien. Die BGH-Rechtsprechung zur Beraterhaftung1 bei Krisenmandanten oder auch das StaRUG2 machen klar, dass eine Abschlusserstellung ohne betriebswirtschaftliche Beurteilung heute nicht mehr möglich ist.

In den vergangenen Jahren hat sich der Ausschuss neben den betriebswirtschaftlichen Themen im Beratungsgeschäft auch mit der unternehmerischen Organisation einer Steuerkanzlei beschäftigt. Auch hier hat die Corona-Pandemie deutlich gezeigt, dass es akuten Handlungsbedarf gibt. Personalmangel und Zusatzaufträge wie beispielsweise im Rahmen der Corona-Unterstützungsmaßnahmen spannen die Lage in vielen Kanzleien erheblich an. Die offensichtliche Notwendigkeit, als selbstständiger Steuerberater nicht nur Fachexperte, sondern auch Unternehmer zu sein, ist der Grund, weshalb dieser Themenbereich seit 2021 von einem gesonderten Ausschuss „Kanzleientwicklung“ bearbeitet wird.

Die Zielsetzung des Ausschusses BW ist wie in den vergangenen Jahren eine Kombination aus praktischer Hilfe für Kollegen und strategischen Ideen und Konzepten zur betriebswirtschaftlichen Beratung. Mit im Ausschuss konzipierten Seminaren und Thementagen werden Praktikerlösungen vorgestellt und das notwendige Wissen vermittelt, um beispielsweise Planungsrechnungen zu erarbeiten. Getreu dem Motto „von Praktikern – für Praktiker“ liegt der Fokus dabei auf der guten Umsetzbarkeit und Integrierbarkeit im Kanzleialltag. Mandanten müssen im Beratungsgespräch für betriebswirtschaftliche Themen sensibilisiert werden, um den Wert der angebotenen Leistung zu erkennen. Daher wird neben den fachlichen Inhalten in den Seminaren auch dargestellt, wie man Beratungsbedarf der Mandanten erkennen und vermitteln kann.

Veranstaltungen des Ausschusses Betriebswirtschaft

Der im Jahr 2019 sehr erfolgreich durchgeführte „Thementag Gastronomie“ wird in seinem Konzept am 2. Dezember 2021 als „Thementag Handwerk“ fortgesetzt. Betriebswirtschaftliche Beratungsmöglichkeiten beim Handwerkermandat werden anhand der praktischen Vorgehensweise beim Erarbeiten eines Businessplans erläutert. Fragen zu Planungsrechnungen, strategischen Analysen, Prozessgestaltung beim Mandanten und Betriebsübergaben und -verkäufen werden in Vorträgen gemeinsam mit Experten aus anderen Professionen bearbeitet.

Ein Online-Seminar von Ausschussmitglied und Steuerberater Dr. Paul Peter Kern am 6. Oktober 2021 zur „Planung und Sanierung von Krisenunternehmen“ beleuchtete dieses aktuelle Thema aus Praktikersicht.

Neben der Erarbeitung von Hilfestellungen in Form von Seminaren und Beiträgen ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausschussarbeit, nach vorne zu blicken und strategische Handlungsfelder der betriebswirtschaftlichen Beratung zu identifizieren und zu bewerten. So widmete sich der Ausschuss beispielsweise bereits im Jahr 2019 zusammen mit einer studentischen Projektgruppe dem Thema nachhaltiger Kommunikationsmodelle.

Nachhaltigkeit als originär betriebswirtschaftlicher Grundgedanke

Grundlegender Zweck jedweder betriebswirtschaftlicher Gedanken ist es, Organisationseinheiten und Unternehmen nachhaltig effektiv zu führen. Dass Nachhaltigkeit kein Zukunftsthema mehr ist, sondern ein wichtiger Bestandteil unserer Zeit, ist nicht mehr zu übersehen.

Es geht dabei weit über die ökologische Nachhaltigkeit hinaus und betrifft vor allem auch ökonomische Problemstellungen. Mandantenanfragen werden von Steuerberatern von jeher bearbeitet, beispielsweise in Form von Rentabilitätsberechnungen im Investmentbereich. Relativ neu ist die übergreifende Betrachtung der Nachhaltigkeit im Unternehmen und als Organisationseinheit insgesamt. Im Arbeitsprogramm für 2022 ist daher vorgesehen, Nachhaltigkeitsthemen wie beispielsweise die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz für Unternehmen als betriebswirtschaftliche Beratungsprojekte den Kollegen anschaulich zu machen.

Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, Redundanzen zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Nicht zuletzt durch Digitalisierungsmaßnahmen lassen sich Prozesse entzerren und die Effizienz steigern. Daher ist ein weiteres Zukunftsthema des Ausschusses der Einsatz von Datenanalysetools und Schnittstellenautomation, beispielsweise mit Microsoft Power BI. So können auch von IT-Laien in der Kanzlei schnell anschauliche Datenanalysen als Grundlage für Beratungsgespräche erstellt werden.

Die Mitglieder im Ausschuss Betriebswirtschaft haben die betriebswirtschaftliche Beratung in das Dienstleistungsangebot ihrer Kanzleien seit langem profitabel integriert. Den persönlichen Interessen und Beratungserfahrungen folgend, stehen die Ausschussmitglieder für bestimmte Schwerpunktthemen der betriebswirtschaftlichen Beratung. Dadurch können Fragestellungen aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert und bearbeitet werden.

Haben Sie Anregungen für den Ausschuss? Sprechen Sie uns an, wir freuen uns über jeden Austausch und laden auch jederzeit gerne Besucher zu verschiedenen Themen ein!  

 

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1 BGH vom 26.01.20217 - IX ZR 285/14
2 Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen“ (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz – StaRUG).

  • Karl Bergbauer: Finanzierung

  • Werner Merkel: Modellrechnungen/Investitionen

  • Stefan Dreßler: Vorsitzender; Vorsorge/Nachfolge

  • Stephanie Obst: stellvertretende Vorsitzende; Prozessberatung

  • Beatrix Fuchs: Nachhaltige Ökonomie

  • Richard Schweiger: Controlling/ Kalkulation

  • Dr. Jutta Fischer-Neuner: Referentin des Präsidiums

  • Dr. Paul Peter Kern: Sanierungsberatung