Foto: Rymden/Adobe stock

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Digitale Zusammenarbeit von Steuerberater und Mandant

Strategische Kompetenz

Von Michael Brhel, Geschäftsführender Gesellschafter von Simba

Viele Berufsträger sehen die digitale Zusammenarbeit mit ihren Mandanten als Herausforderung, einige als notwendiges und unumgängliches Übel. Doch letztlich geht es um mehr: Die Positionierung des Berufsstandes in der digitalen Welt und somit um dessen zukünftige Bedeutung.

Das Feld ist weit und scheint unübersichtlich, insbesondere, da es letztendlich doch nur um ein Werkzeug des Berufsstandes geht und nicht um die Expertise des Berufsträgers. Doch weit gefehlt. Es geht um die Wahrnehmung der Mandanten, die Kompetenz zu Themen wie digitaler Belegerfassung und -übermittlung, elektronischem Dokumentenaustausch, hybrider Zugriffsmöglichkeiten auf jegliche Auswertungsformen, Einsatz künstlicher Intelligenz usw., insgesamt also um herausragende digitale Kompetenz eines jeden einzelnen Berufsträgers und dessen Mitarbeitern.

Das bloße Argument, man sei schließlich Steuerberaterin bzw. Steuerberater und kein EDV-Spezialist, greift in der Praxis immer weniger. Hohe Expertise als Steuer- und Rechnungslegungsfachmann wird von modernen Mandanten a priori erwartet und dient somit nicht mehr der differenzierten Qualitätswahrnehmung und Unterscheidung der einzelnen Steuerkanzleien. Relevantes Unterscheidungskriterium wird vielmehr, respektive ist es bereits in vielen Fällen, die digitale Kompetenz des Berufsträgers und der Mitarbeiter der jeweiligen Kanzlei.

Auch die subjektiv häufig vorherrschende Wahrnehmung, dass die Mandanten nicht digital arbeiten möchten, ist zunächst nicht von der Hand zu weisen und wird oft als Entschuldigung für das eigene Zögern in Sachen Digitalisierung angeführt. Da wir uns mitten in einer massiven Transformationsphase befinden, gilt es zu erkennen, dass diese Gruppe jedoch stetig kleiner wird. Zum einen erkennen Unternehmen und Gewerbetreibende zunehmend selbst, dass ein Bestehen am Markt an eigene digitale Fähigkeiten geknüpft ist, und erwarten diese Kompetenz nicht nur von ihrem Steuerberater, sondern fordern zunehmend dessen aktive Unterstützung im Digitalisierungsprozess. Diejenigen Mandanten, die sich aus welchen Gründen auch immer dem digitalen Arbeiten verweigern, werden nicht bestehen können.

Der Generationenwechsel ist bei unzähligen Mandanten in vollem Gange oder zumindest gerade in der Anfangsphase begriffen. Die nachfolgende Entscheider-Generation muss durch den Berufsstand eigentlich bereits im Vorfeld des Übergangs der Verantwortung digital abgeholt werden. Doch leider ist es nicht selten so, dass gerade das Gegenteil der Fall ist. Unternehmensnachfolger weisen meist eine weitaus höhere digitale Kompetenz auf, als die Inhaber und Mitarbeiter der betreuenden Steuerkanzlei. Dies gefährdet kurzfristig nicht nur das jeweils betroffene Mandat, sondern ruiniert aufgrund der hohen digitalen Vernetzung der Akteure mindestens mittelfristig die Reputation des Berufsträgers und dessen Kanzlei als zeitgemäße und fortschrittliche Dienstleister. Fatal an solchen Fällen ist die üblicherweise nachfolgende Projektion solch subjektiver Erfahrungen auf den Berufsstand als solchen und somit auf dessen Wahrnehmung.

Es liegt letztendlich an jedem einzelnen Berufsträger, dafür Sorge zu tragen, die eigenen als auch die digitalen Kompetenzen jedes einzelnen Mitarbeiters stetig und konsequent zu entwickeln und durch permanente Fortbildung auf dem jeweils modernsten Stand zu halten. Lebenslanges Lernen ist somit in der Realität angekommen. Nur so hat der Berufsstand die Chance, zukünftig als kompetenter Dienstleister am Markt zu bestehen. Die technischen Möglichkeiten dazu sind sämtlich verfügbar.