Foto: Beboy/adobe stock

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Digitalisierung im echten Leben

Mehr Licht ins Dunkle bringen

Von Christian Heidler, Vorstand hmd-Software AG

Ich habe mir lange überlegt, wie diese fast schon unendliche Geschichte, die mich persönlich seit mehr als 20 Jahren begleitet, ohne viel technischen Hintergrund, die gängigen Softwarelösungen, festgeschriebene Prozessabläufe und Schreckgespenster auskommen soll.

Licht und Schatten bedeuten ja auch immer sehr viel Kontrast, Gegensätze, Ängste, Vorurteile, Ablehnung, Zuspruch, Vorteile, Nachteile, JA und NEIN. Alles harte Worte, die, sofern man es sprachlich betrachtet, eher für eine geschlossene Kommunikation als die angestrebte offene stehen. Vielleicht wäre es sinnvoll, einfach auch einmal die Mitte, das Hellgrau oder Dunkelgrau gelten zu lassen. Für sich selbst, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mandanten. Mit den gemeinsamen Zielen die Vorteile zu erkennen, die eben nicht schwarz und weiß sind, sondern in der aller Regel mit einem Kontrast weniger oder mehr, in jede Richtung.

Um dem Thema nicht nur ein weiteres Mal einen anderen Anstrich zu verpassen, eben genau das kleine Beispiel aus dem echten Leben, einer Steuerkanzlei mit acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auf einer meiner Veranstaltungen, natürlich zum Thema „Onboarding Mandanten“ ist ein Teilnehmer, der Chef, sehr blass geblieben. Interesse an dem Thema war natürlich vorhanden, aber er konnte sich so gar nicht mit der Umsetzung anfreunden. Die Gründe sind und waren immer die gleichen: Zeit, Aufwand, Personal, usw. Also Sie sehen, sehr viel Schatten, in meiner Sprache „dunkelschwarz“. Nun werden wir hier nicht den Weg ins Licht beschreiben, dafür sind andere zuständig. Ich musste ihm versprechen, das Thema „Onboarding Mandanten“ äußerst behutsam und mit aller Ruhe und ohne Druck anzugehen. Seine Ängste, die Mitarbeiter zu überfordern, diese zu verlieren, waren riesig. Ein Thema, das sicher nicht nur in dieser Steuerkanzlei präsent ist. Ohne jetzt den gesamten Weg hier auszubreiten, der sicher in jeder Steuerkanzlei individuell zu betrachten ist und übrigens fast zwölf Monate gedauert hat, aber heute aus dem „dunkelschwarz“ in meiner Sprache ein helles Grau gemacht hat.

Heute nach zwölf Monaten ist das Thema Digitalisierung bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kopf und noch nicht angebundene Mandanten werden von dem betreuenden Personal angesprochen und schrittweise zu einer digitalen Arbeitsweise mitgenommen. Diese Mandanten in kleinen Schritten, wenn nötig, zu begeistern – „Schau her, ich helfe dir und ich unterstütze dich“ – schafft Vertrauen, Sicherheit und eine offene Kommunikation, die auch mal das eine oder andere Problem aushält. Menschen mitzunehmen, egal wo, ihnen kleine Erfolge beizubringen, den Druck herauszunehmen, ihnen Sicherheit zu geben, hat hier zum Erfolg geführt, den selbst der Chef nicht geglaubt hat und der heute immer noch den Kopf schüttelt, wenn dies zur Sprache kommt.

Aufzuhalten wird die Digitalisierung nicht sein, auf Teufel komm raus jedem digitalen Ritt zu folgen, wird sicher auch nicht der Weg ans Ziel sein. Die Ausreden von nicht vorhandener Zeit, meine Mandantschaft braucht und will das nicht, ich will mein Personal nicht noch mehr überfordern, ich persönlich sehe keine Vorteile, sondern nur Aufwand und Kosten u. v. m. werden nicht verhallen, aber auch die letzten Kritiker oder Zauderer werden sich dem Thema beugen müssen. Zwang, das kennen wir alle, ist keine echte Alternative. Lassen Sie es nicht so weit kommen, auch wenn bis dahin noch etwas Zeit ist. Aber das beste aktuelle Beispiel ist beSt (besonderes elektronisches Steuerberaterpostfach). Hier wurden Sie per Gesetz wieder einmal dazu verpflichtet, dies ab dem 01.01.2023 einzusetzen. Ob Sie nun wollen oder nicht. Egal, ob Sie es brauchen oder nicht. Sie müssen es und dies bedeutet Zwang. Ob damit mehr Licht ins Dunkel kommt, bleibt zu bezweifeln.