Foto: gpointstudio/adobe stock

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Erfolgreiche Führung auf Distanz

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen

Von Wolfgang Zeiß, RS-Gruppe

Pandemiebedingt tritt das Thema Homeoffice zunehmend in den Vordergrund. Vielfach werden damit nur technische oder sicherheitsrelevante Fragen verbunden. Diese zu lösen stellt viele Kanzleien schon vor erhebliche Herausforderungen, ganz zu schweigen von der Frage, ob eine ausreichende Internetverbindung im Hause des Mitarbeiters zur Verfügung steht.

Neben diesen notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit im Homeoffice wird leider immer wieder übersehen, dass das Thema Führung von nicht täglich präsenten Mitarbeitern ein komplexes Unterfangen darstellt. Die technischen Voraussetzungen wie das Funktionieren von E-Mail-Diensten, Telefon und Videokonferenz-Tools, das sichere Agieren in sozialen Medien sind Grundvoraussetzungen. Führen und damit das Sichern des unternehmerischen Erfolges ist nicht nur das Vorgeben von Arbeitseinheiten, die entsprechende Delegation von Tätigkeitsschritten mit Ergebniskontrolle, sondern die Fähigkeit der Führungskraft, sich situativ auch zurückzunehmen und dem Mitarbeiter die Möglichkeit zu geben, sich im Sinne der zu lösenden Aufgabe kreativ einzubringen.

Basis für eine erfolgreiche Führung auf Distanz ist eine intensive Vorbereitung und ein gegenseitiges Vertrauen. Unternehmensleitlinien, Arbeitsabläufe und kulturelle Besonderheiten der Kanzlei muss der Mitarbeiter verinnerlicht haben. Die Führungskraft vermittelt den Aufgabenbereich, legt klare Spielregeln der Zusammenarbeit fest und definiert die qualitativen Arbeitsstandards.

Im Homeoffice befindet sich der Mitarbeiter in einer völlig anderen Umgebung. Vertrautes privates Umfeld, unberechenbare situative Störungen aus dem normalen privaten Umfeld sowie das Gefühl, eigentlich ja zuhause und nicht in der Arbeit zu sein, erfordert eine andere Ansprache. Ein erhöhtes Maß an Empathie sowie ein deutliches Plus an Kommunikationsbereitschaft – wozu unbedingt auch die Fähigkeit zuzuhören gehört – sind gefordert. Wer sich hauptsächlich auf die nonverbale Kommunikation über E-Mail etc. konzentriert, erleidet schnell Schiffbruch. Gerade auf Distanz ist es besonders wichtig, den direkten und unmittelbaren Dialog zu suchen, um Zwischentöne, Bedenken oder kreative Gedanken in der Situation wahrzunehmen und zu fördern.

Außerdem gilt es, gezielt das Miteinander im Team zu fördern. Der Einzelne zuhause muss erleben, dass er Mitglied eines Teams ist und der Erfolg nur gemeinsam erreicht wird. Regelmäßige monatliche Präsenzrunden in der Kanzlei oder ausführliche Videokonferenzen unterstützen dabei.

Kernaufgabe einer jeden Führungskraft ist die Motivation seiner Mitarbeiter. Da jeder Mensch andere intrinsische Motivatoren hat, liegt hier eine besondere Herausforderung. Wer sollte regelmäßig – eventuell sogar täglich – angesprochen, gelobt oder korrigiert werden? Andere benötigen nur einmal wöchentlich eine entsprechende Ansprache.Für viele ist die Tätigkeit im Homeoffice ein Gewinn an persönlicher Entwicklungsmöglichkeit, verbunden mit der Freiheit, sich die tägliche Arbeit in gewisser Weise frei einteilen und somit selbstbestimmter arbeiten zu können. Andere vermissen die klaren Strukturen der Präsenzarbeit verbunden mit dem Umstand, das Privatleben von der Arbeitswelt klar trennen zu können. Es ist die Aufgabe der Führungskraft herauszufinden, wer im Sinne des Unternehmenserfolges besser für die Präsenzarbeit geeignet ist und wer deutlich erfolgreicher von zuhause aus arbeiten kann. In einer gesunden Mischung liegt erfahrungsgemäß der Schlüssel zum Erfolg.