Foto: Johanna Schweiger
Initiative zur Nachwuchsgewinnung
Präsenz zeigen, Chancen suchen und nutzen
Als Kanzlei-Inhaber einer mittelständischen Kanzlei setze ich mich seit Jahren mit dem Thema Nachwuchsgewinnung auseinander. Wir wollten proaktiv und zielgerichtet handeln und nicht jedes Jahr von vorne anfangen. Also haben wir uns weitergebildet und mit zahlreichen Experten ausgetauscht. Als Quintessenz haben sich für uns drei wesentliche Faktoren einer erfolgreichen Personalpolitik herauskristallisiert, die wir in unserer Kanzlei jetzt konsequent umsetzen.
Präsent sein – unsere Initiative in Realschulen
Die Teilnahme an Berufsinformationsveranstaltungen (Foto oben) in den örtlichen Realschulen ist ein Muss, um den baldigen Absolventen und damit zukünftigen Auszubildenden näherzukommen. Wir räumen die Klischees von verstaubten, altmodischen Kanzleien aus und nutzen den direkten Austausch, um uns als Arbeitgeber zu präsentieren. Auf Fotos zeigen wir gerne, dass unsere Büros nicht den Bibliotheken aus Harry Potter gleichen, sondern ein angenehmer Arbeitsplatz sind.
Wie kann man in den Schulen noch präsent sein? Indem man beispielsweise bei der Schulfeier einen Preis sponsert – etwa für gutes Rechnen, was uns Steuerberatern ja besonders liegt. Bei den Feiern sind auch Familien und Freunde vor Ort. Wir nutzen die Gelegenheit, uns als gute Ausbildungsstätte zu positionieren. Darüber hinaus freuen sich Schulen immer über Sachspenden. Wir haben der örtlichen Realschule zum Beispiel einen Kickerkasten mit unserem Logo darauf gespendet – richtig, das können nicht nur hippe Start-Ups. Auch unsere Steuerkanzlei ist jetzt bei jedem Anstoß dabei.
Am besten machen sich die Schüler aber selbst ein Bild – mit einem Schülerpraktikum in unserer Steuerkanzlei. Wir haben jedes Jahr mehrere Praktikanten, die im Anschluss einen Bericht über ihre Erfahrungen in der Schülerzeitung veröffentlichen – ein großer Mehrwert, für die Leser ebenso wie für uns. Denn unsere Praktikumsstellen sind mittlerweile sehr gefragt und uns fehlt es nicht an Kandidaten. Den geeignetsten bieten wir einen Ausbildungsplatz an mit dem Vorteil, dass sich beide Seiten bereits kennen.
Umdenken – Umschülern eine Chance geben
Ein Bewerber aus der Gastronomie hat keine Chance und Zukunft in einer Steuerkanzlei? Falsch. Wir haben durchweg positive Erfahrung mit Umschülern gemacht. Man sollte definitiv Umschülern gegenüber offen sein. Sie sind in der Regel hoch motiviert, haben sich bewusst für diesen Weg entschieden und mit großer Wahrscheinlichkeit lange Gedanken darüber gemacht. Die wbb-Akademien bieten zum Beispiel tolle praxisorientierte Modelle an, die wir nur weiterempfehlen können.
Mit der Zeit gehen – als familienfreundlicher Arbeitgeber
Vor allem Mütter tun sich schwer, Job und Familie guten Gewissens unter einen Hut zu bekommen. Meistens kommt etwas zu kurz. Warum nicht flexibel sein und Hilfestellung geben? Lassen es die Räumlichkeiten (auch aus datenschutzrechtlicher Sicht) zu, können die Kinder der Mitarbeiter nach der Schule in einem der leeren Besprechungszimmer ihre Hausaufgaben machen, während ihre Mutter noch einen Abschluss fertigstellt. Ein Gewinn für beide Seiten und mit fixen Spielregeln schnell zu etablieren. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit eines mobilen Arbeitsplatzes oder Online-Fortbildung von zu Hause? Alles möglich, wenn man nur will! Wir sind dem Familienpakt Bayern beigetreten und wir können nur sagen: Nutzen Sie das Angebot. Er bietet viele Seminare, Online-Lehrgänge oder Veranstaltungen zum Vernetzen und Austauschen.