Foto: goodluz/adobe stock

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Potenzielle Azubis richtig auswählen

3-Schritte-Plan für optimale Kanzlei-Praktika

Von Stefan Dreßler, Wirtschaftsprüfer, LSWB-Vorstand und Vorsitzender des Ausschusses Betriebswirtschaft

Fachkräftemangel und niedrige Arbeitslosenzahlen stellen auch den Berufsstand der Steuerberater vor große Herausforderungen. Fachlich gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden, gestaltet sich in den meisten Regionen als sehr schwierig. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Wachstumsmöglichkeiten einer Kanzlei, auch die Bestandssicherung kann ohne genügend Ressourcen zur Gefahr werden. Eine Möglichkeit für Steuerberater, aktiv entgegenzuwirken, ist die kontinuierliche Ausbildung – auch über den eigenen Bedarf hinaus.

Gerade für Kanzleien mit wenigen Angestellten ist die Organisation einer Ausbildung jedoch nicht einfach. Zunächst muss viel Zeit investiert werden, um aus Schülern Fachkräfte von morgen zu formen. Bereits bei der Auswahl der richtigen Auszubildenden beginnen die Schwierigkeiten. Gut strukturierte Kanzleipraktika können hier helfen. Ein 3-Schritte-Plan unterstützt Sie bei der Umsetzung.

Der 1. Schritt: Wie an Praktikanten kommen

Von allein fragen nur selten Interessierte bei Kanzleien an. Der Ausbildungsberuf „Steuerfachangestellte(r)” steht bei vielen Familien nicht auf dem Zettel, wenn es um die Berufsauswahl der Kinder geht. Auf Berufsbildungsmessen und bei Schulveranstaltungen kann man mit guten Argumenten Interesse wecken. Krisensichere Beschäftigung, hervorragende Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Verdienstmöglichkeiten und die Nähe zu den Mandanten können oft punkten. Ist das Interesse geweckt, dann bewerben Sie Praktikumsplätze, verteilen Sie Praktikumsgutscheine! Mein Tipp: Sprechen Sie Schulen auf Berufsbilder-Tage an!

Der 2. Schritt: Das Praktikum in der Kanzlei

Das Vor- und auch Nachbereiten eines Praktikums ist ebenso wichtig wie das Praktikum selbst. In einem Infoschreiben klären Sie die wichtigsten organisatorischen Fragen und nennen Ansprechpartner. Dieser – am besten ein Auszubildender – nimmt die Praktikanten in Empfang und bespricht den zuvor mit allen beteiligten Mitarbeitern vereinbarten Praktikumsplan. Für jeden Tag des meist einwöchigen Praktikums gibt es vor- und nachmittags einen Themenschwerpunkt mit Hauptansprechpartner. Der Plan dient dabei als Laufzettel, in dem die betreuenden Mitarbeiter auch die Inhalte eintragen. Das Ziel ist, dass in jedem Themenbereich der Kanzlei einmal hospitiert wurde.

Der 3. Schritt: Abschluss und Nachbereitung

Am letzten Praktikumstag ist ein Abschlussgespräch von wesentlicher Bedeutung. Fragen werden geklärt und die Praktikanten erhalten eine Bestätigung. Der vollständig mit Inhalten befüllte Praktikumsplan dient als Anlage zur Bestätigung, sodass in einer zukünftigen Bewerbung diese etwas mehr Substanz hat. Zudem sehen die Schulen das Engagement der Kanzlei und empfehlen vielleicht mal Praktikanten an die Kanzlei. Holen Sie vor der Abschlussbesprechung unbedingt Feedback der Mitarbeiter ein! Wenn wir Potenzial und Willen erkennen, liegt der Bestätigung auch eine „Wildcard“ bei – quasi ein Gutschein für ein Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz.