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Steuerberatung im Wandel
Wenn Digitalisierung Alltag wird
Wie Wirtschaft und Gesellschaft befindet sich auch der steuerberatende Berufsstand in einem tiefgreifenden Wandel. Um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern, ist die digitale Transformation der entscheidende Hebel. Diese Erkenntnis wird von immer mehr Berufsträgerinnen und Berufsträgern geteilt. Das zeigt sich sehr deutlich, wenn wir deren Einstellung zur Digitalisierung betrachten. Wie in nahezu allen Bereichen gibt es auch unter Steuerberaterinnen und Steuerberatern der Technik gegenüber Aufgeschlossene auf der einen und eher Zögerliche auf der anderen Seite. Dazwischen befindet sich eine Gruppe, die nicht bei jeder Neuerung vorne mit dabei sein möchte, aber funktionale Verbesserungen gerne annimmt. Bei Datev fassen wir das in drei Digitalisierungstypen zusammen: die digitalen Vorreiter, die digitalen Optimierer und die traditionell Arbeitenden.
Digitalisierung auf dem Vormarsch
Naturgemäß stellen die digitalen Vorreiter die kleinste unter den drei Gruppen, aber wir verzeichnen hier einen eindeutig positiven Trend, der sich im Zuge der Corona-Pandemie noch verstärkt hat: Kamen die Vorreiter im ersten Quartal 2020 noch auf einen Anteil von 14 Prozent, so zählen wir inzwischen 21 Prozent der Datev-Mitglieder dazu. Und auch bei den weiteren Gruppen zeigt der Trend in Richtung Digitalisierung. Anfang 2020 waren Optimierer und Traditionelle mit jeweils 43 Prozent noch gleich stark vertreten. Beide Gruppen sind seitdem zugunsten der Vorreiter geschrumpft. Dabei stellen die digitalen Optimierer mit 41 Prozent heute einen größeren Anteil als die Traditionellen, die nur noch auf 38 Prozent kommen (s. Abb.).
Auch wenn eine noch deutlich stärkere Ausprägung dieser Entwicklung wünschenswert wäre, ist die Richtung doch eindeutig und sehr erfreulich. Hier gilt es am Ball zu bleiben und die Digitalisierung mit und durch unsere Mitglieder weiter voranzutreiben. Dafür benötigen wir fundierte Informationen darüber, an welchen Stellen (noch) Handlungsbedarf besteht. Aus diesem Grund erheben wir seit einigen Jahren den Datev-Digitalisierungsindex. Auch dieses Messwerkzeug zeigt uns über die Jahre hinweg einen grundsätzlich positiven Verlauf. Wir können daraus ablesen, dass die Akzeptanz und Offenheit gegenüber Veränderungen sowohl bei den Mitarbeitenden in den Kanzleien als auch auf Seiten der Mandanten zunehmen.
Der Wandel in den Kanzleien
Doch welche Auswirkungen hat die Digitalisierung konkret auf die Kanzleien, ihre Organisation, aber auch ihre Prozesse? Da zeichnen sich insbesondere drei große Bereiche ab. Erstens wird die Kollaboration von Berater und Mandant zunehmend digital stattfinden. Die Zeiten, in denen die Mandantendaten in Form von dicken Pendelordnern in der Kanzlei vorlagen, sind vorbei. Digitale Rechnungen und Belege sind heute bereits Alltag. Einer aktuellen Bitkom-Studie zufolge versenden inzwischen 43 Prozent der Unternehmen E-Rechnungen. Das sind damit zwar noch weniger als die Hälfte der Unternehmen, doch auch hier ist der Blick auf die Entwicklung interessant: Denn vor einem Jahr lag dieser Anteil erst bei 30 Prozent. Die Daten aus den E-Rechnungen können dann ausgelesen und ohne Umwege direkt in digitalen Systemen weiterverarbeitet werden. So entsteht ein schlanker, effizienter Bearbeitungsprozess. Viele Steuerberaterinnen und Steuerberater nutzen diese Vorteile zum Teil bereits heute, wenn sie mit ihren Mandanten Datev Unternehmen online einsetzen.
Dieser Trend führt direkt zur zweiten wichtigen Veränderung: zum Automatisierungsgrad in der Datenerfassung und -verarbeitung. Über den durchgängigen und medienbruchfreien Austausch von Daten werden die Beschäftigten in den Kanzleien entlastet. Das ist zum einen vorteilhaft, um den Anteil der wertschöpfenden Tätigkeiten zu erhöhen, zum anderen hilft es auch, die Auswirkungen des Fachkräftemangels in der Steuerberatung zu mildern. Außerdem sehen wir, dass es die Kanzleien als Arbeitgeber attraktiver macht, wenn sie sich als Vorreiter der Digitalisierung positionieren können.
Das Stichwort Wandel der Tätigkeiten leitet zum dritten Bereich über: Durch die Digitalisierung der Kanzleien wird der Anteil der betriebswirtschaftlichen Beratung ansteigen. Grundlage dafür ist die zunehmende Verfügbarkeit von Daten in digitaler Form in Kombination mit neuen Auswertungsmöglichkeiten. Zudem steht die Zeit, die in der Kanzlei durch Automatisierung eingespart wird, zur Verfügung, um die Unternehmen viel aktiver bei der Steuerung des Betriebs zu unterstützen. So entstehen Möglichkeiten für anspruchsvolle Mehrwert-Dienste in Ergänzung zu den klassischen Aufgaben. Je schneller die Daten zur Verfügung stehen, indem sie regelmäßig oder in Echtzeit über Portale an einem zentralen Ort gesammelt und ausgewertet werden, desto wertvoller sind die daraus generierbaren Beratungsangebote. So sorgt die Digitalisierung für Beratungsanlässe und verringert gleichzeitig den Vorbereitungsaufwand für die Kanzlei. Damit werden betriebswirtschaftliche Beratungsangebote für den Berufsstand einfacher umsetzbar und deutlich profitabler.
Vom Wettbewerbsvorteil zum Standard
Für Kanzleien empfiehlt es sich also, möglichst frühzeitig auf digitale Prozesse zu setzen. Schließlich leben betriebswirtschaftliche Prozesse von Daten – auch von solchen, die von einer externen Quelle hereinkommen oder in Drittsystemen später benötigt werden. Es zeigt sich außerdem, dass digitale Vorreiter im Wettbewerb um Fachkräfte besonders erfolgreich sind. Hinzu kommt: Ist für die Mandantinnen und Mandanten Digitalisierung erst einmal Alltag geworden, werden sie darauf nicht mehr verzichten wollen. Ein guter Zeitpunkt also, dass digitales Arbeiten in all seinen Facetten auch im Berufsstand vermehrt Standard wird.
Weitere Informationen auf www.datev.de und auf unserem Partnerportal.