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Wegen guter Führung langjährig geblieben
Der Fachkräftemangel ist in vielen Kanzleien inzwischen spürbar angekommen. Umso wichtiger ist es, die bestehenden Mitarbeiter langfristig zu binden und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Höhe des Gehaltes spielt dabei natürlich eine Rolle, doch gilt für die meisten Kanzleien, dass sie mit Gehältern aus der Industrie nicht mithalten können und andere Vorzüge in den Vordergrund stellen müssen.
Flexible Arbeitsplatzgestaltung, familiäres Miteinander, abwechslungsreiche Tätigkeiten gehören dabei zu den großen Pluspunkten, mit denen Sie sich vom Wettbewerber abheben können.
Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, dem manchmal zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird: Die Art und Weise wie Sie als Kanzlei-Inhaber mit Ihren Mitarbeitern umgehen.
In einer Universum-Umfrage bei kaufmännischen Berufen landete unter den Top-10-Merkmalen, die einen guten Arbeitgeber auszeichnen:
- Anerkennung
- Respekt
- Meine Entwicklung wird gefördert
Und da sind Sie gefragt. Was tun Sie konkret, um als gute/r Chef/Chefin wahrgenommen zu werden? Stellen Sie sich einfach einmal vor, Sie wären bei sich selbst angestellt. Wie würden Sie sich als Chef beschreiben? Wie gut sind Ihre Kommunikationsfähigkeiten im stressigen Alltag? Wann und wie gehen Sie auf die Interessen und Wünsche Ihrer Mitarbeiter ein?
Ihre Führungsqualitäten haben dabei nicht nur Auswirkung auf die Stimmung in der Kanzlei, sondern auch auf das Engagement und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Wenn Sie sich über mangelndes Verantwortungsbewusstsein und fehlendes Mitdenken ihrer Mitarbeiter beklagen, kann es auch daran liegen, dass die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass das gar nicht erwünscht ist.
Wie heißt es so schön: Jeder hat die Mitarbeiter, die er verdient!
enn Sie sich also das nächste Mal über einen Mitarbeiter ärgern, der Aufgaben an Sie zurück delegiert oder die Stimmung im Büro schlecht ist, packen Sie sich zuerst an der eigenen Nase und stellen Sie sich folgende Fragen:
Bin ich ein MILS-Typ?
MILS ist die Abkürzung für „Mach-Ich-Lieber-Selbst“ und befällt Steuerberater meistens, kurz bevor sie etwas delegieren wollen. Denn sie glauben, es geht schneller, wenn sie es selbst erledigen. Doch das ist nur kurzfristig gedacht. Wer mittelfristig entlastet werden will, muss kurzfristig mehr Zeit investieren. Wenn Sie Aufgaben und Verantwortung delegieren, geben Sie den Mitarbeitern auch die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Machen Sie sich dabei klar, dass der Mitarbeiter zu Beginn mindestens 25 % länger braucht und einen anderen Ansatz oder Weg geht wie Sie. Das ist OK, denn anders bedeutet nicht zwangsläufig schlechter. Loslassen können heißt die Devise.
Gehe ich jeden Tag aufs Neue hochmotiviert in die Kanzlei und strahle Freude aus?
Wenn Sie häufig gestresst wirken, sich keine Zeit nehmen, um ein paar nette Worte mit den Mitarbeitern zu wechseln, Telefonate mit „lästigen“ Mandanten abwimmeln lassen, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn die Stimmung im Keller ist. Ihre Persönlichkeit strahlt durch das ganze Büro – und je kleiner die Kanzlei desto höher ist die Strahlkraft.
Und ja, es gibt Tage, an denen man mal nicht so gut drauf ist. Doch dafür können (in den meisten Fällen) Ihre Mitarbeiter nichts. Also lassen Sie es nicht an ihnen aus. Tipp: Bevor Sie die Kanzlei betreten, eine Minute Dauergrinsen, also die Mundwinkel zu einem extremen Lächeln nach oben ziehen. Dadurch werden von den Nerven Signale ans Gehirn gesendet „Ihm/Ihr geht es gut, also entspannen und gut drauf sein“. Und die Anspannung verfliegt.
Weiß ich, was meine Mitarbeiter gerade bewegt und – vor allem – interessiert es mich auch?
Wenn Sie sich nicht für Ihre Mitarbeiter interessieren, tun diese es umgekehrt auch nicht. Dann beschränkt sich der Einsatz auf die vereinbarte Arbeitszeit und das Engagement auf das Notwendige. Denn warum sollte sich ein Mitarbeiter für jemanden anstrengen, der ihn nicht wertschätzt.
Mitarbeiterführung ist eine Dienstleistung für Menschen und ein Vollzeitjob. Wenn sich Steuerberater beklagen, dass sie gar nicht zum Arbeiten kommen, weil sie sich dauernd um die Mitarbeiter kümmern müssen, haben sie ihre Verantwortung als Führungskraft nicht verstanden. Nehmen Sie diese Verantwortung bewusst an.
Sehe ich meine Mitarbeiter als wertvolles Kapital oder als notwendige Kosten?
Kapital wird vermehrt, Kosten will man senken. Die Einstellung macht einen riesigen Unterschied, wie Sie Ihre Mitarbeiter behandeln. Tipp, um die Wahrnehmung zu verändern: Benennen Sie das Konto Personalkosten um in Mitarbeitereinkommen.
Was lernen meine Mitarbeiter von mir fachlich und menschlich?
Und zwar jeden Tag. Wissen so weiterzugeben, dass es andere verstehen und annehmen können, ist eine Kunst. Mitarbeiter beschäftigen kann jeder, Mitarbeiter führen die wenigsten. Dabei ist das Steuerrecht genauso wichtig wie die Worte „bitte“, „danke“ und „gern“.
Wann habe ich zuletzt ein Lob ausgesprochen?
Wenn Steuerberater einen Mitarbeiter ins Büro rufen, dann meistens, wenn sie einen Fehler entdeckt haben. Über Fehler wird ausführlich gesprochen, das Gute bleibt als Selbstverständlichkeit unkommentiert. Oft geht es bei Mitarbeiterführung gar nicht um Motivation, sondern darum, Demotivation zu vermeiden. Dabei geht es nicht darum, übertrieben auf Selbstverständlichkeiten zu reagieren: „Hach, Frau Müller, diese Buchhaltung ist Ihnen ja großartig gelungen.“ Mitarbeiter spüren sehr wohl, ob und was Sie ernst meinen. Es geht vielmehr darum, das Besondere (auch wenn es eine Kleinigkeit ist) wahrzunehmen und auszusprechen und so zu zeigen, dass Sie die Arbeit Ihrer Mitarbeiter wertschätzen.
Wenn Sie diese Punkte beherzigen, werden Ihnen es die Mitarbeiter mit langjähriger Zugehörigkeit danken und gern die Kanzlei anderen potenziellen Mitarbeitern empfehlen. Es liegt im wahrsten Sinne des Wortes an Ihnen.
Zur Autorin
Angela Hamatschek berät Kanzleien im Bereich Marketing und Innovation. Seit mehr als 20 Jahren unterstützt sie Steuerberater bei der Kanzleientwicklung und Mitarbeitergewinnung.
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