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Wichtige Lotsen in der Krise
Erfolgsmodell deutsche Steuerberatung
Deutschland ist die größte Volkswirtschaft der Europäischen Union und eine Lokomotive des europäischen Binnenmarktes. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer stehen unserer Wirtschaft als Partner und Dienstleister zur Seite. Auf Grundlage ihrer fachlichen Qualifikation und Leistungen tragen sie dafür Sorge, dass Unternehmen und öffentliche Auftraggeber die richtigen Entscheidungen treffen und einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten können.
Durch die zunehmende Digitalisierung und Globalisierung wird der Berufsstand jedoch vor neue Herausforderungen gestellt. Neue Steuermodelle werden Einzug halten, zudem werden Verfahren unter Umständen komplexer. Auch die COVID-19-Pandemie hat Steuerberater und Wirtschaftsprüfer vor neue Aufgaben gestellt und die Wichtigkeit ihrer Rolle als Krisen-Lotsen nochmals stark sichtbar gemacht.
Die deutsche Wirtschaft ist nach einer zehnjährigen Wachstumsphase in eine tiefe Rezession im Corona-Krisenjahr 2020 geraten, ähnlich wie zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Die Wirtschaftsleistung ist im vergangenen Jahr um rund 5,0 Prozent eingebrochen. In nahezu allen Wirtschaftsbereichen hinterließ die Krise deutliche Spuren. Die Produktion wurde sowohl in den Dienstleistungsbereichen als auch im produzierenden Gewerbe teilweise massiv eingeschränkt. Das Europäische Statistikamt Eurostat schätzt, dass die europäische Wirtschaft im Euroraum um 6,8 Prozent im Gesamtjahr 2020 schrumpfte. Bis zum Ende des letzten Jahres nahm das Bruttoinlandsprodukt der 19 Euro-Länder um 0,7 Prozent ab.
Die auf europäischer Ebene beschlossen Maßnahmen, die Verlängerung und Erweiterung des befristeten Rahmens für staatliche Beihilfen und das europäische Kurzarbeit-Programm SURE sind wichtige Instrumente zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. SURE kann EU-Darlehen in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro an betroffene Mitgliedstaaten vergeben, um einem plötzlichen Anstieg der öffentlichen Ausgaben im Zuge der Rettung von Arbeitsplätzen entgegenzuwirken. Im Rahmen der Investitionsinitiative zur Bewältigung der Corona-Krise stehen die Europäischen Union und ihre Mitgliedstaaten den krisengebeutelten Unternehmen weiterhin mit Sofortliquiditätshilfen zur Seite. Auch die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket von historischem Ausmaß beschlossen. Im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten hat der deutsche Gesetzgeber die Steuerberater als gesetzliche Compliance-Instanz fest in das Corona-Konjunkturprogramm aufgenommen. Sie sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Wirtschaft und Staat. Unzählige Einzelhändler, Gastronomen und andere Unternehmen wurden von der derzeit anhaltenden Krise stark getroffen. Bei Überbrückungshilfen, Kurzarbeitergeld oder drohenden Insolvenzen ist ihre Unterstützung und verlässliche Beratung wichtig. Für den Abschlussprüfer ergaben sich angesichts der Dynamik der Krise zuletzt oftmals höhere Anforderungen an die Kommunikation mit den gesetzlichen Vertretern.
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer gehören in Deutschland zu den freien Berufen und die hohe Qualität der Steuerberatung hierzulande ist ein Erfolgsmodell. Hierzu trägt auch die hochwertige Ausbildung der Berufe verbunden mit konsequenter Fortbildung, effizienter Kanzleiführung und Qualitätsmanagement bei.
Die gesetzlichen Regelungen des Berufsrechts gewährleisten Qualität und Sicherheit. Die Unabhängigkeit des Berufsstands ist ein hohes Gut und ein wichtiges Element zur Durchsetzung staatlicher Regeln auf offenen Märkten. Auch die hohe Bedeutung der Verschwiegenheitspflicht für die freien Berufe darf nicht in Frage gestellt werden.
Viele andere europäische Mitgliedsländer kennen beispielsweise den „Steuerberater“ als geschützten Beruf nicht. Trotz zunehmender europäischer Integration ist die Zuständigkeit in Steuerfragen nach wie vor weitgehend in den Händen der Mitgliedstaaten. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und den nationalen Verbänden ist daher wichtig. Unterschiedliche Berufsreglementierungen sind per se kein Hinderungsgrund für die weitere Vertiefung des Binnenmarktes, doch gerechtfertigte und verhältnismäßige Regelungen, die im Interesse der Öffentlichkeit stehen, die Qualität der Dienstleistung wahren und einen hohen Verbraucherschutz garantieren, müssen geschützt werden. Die Besonderheiten des Berufsstandes der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer verdienen Anerkennung in Brüssel.
Zum Autor
Stefan Berger ist CDU-Europaabgeordneter aus Schwalmtal in Nordrhein-Westfalen. Seit 2019 ist er Mitglied im Europäischen Parlament und vertritt den Niederrhein, Düsseldorf und Mettmann in Brüssel und Straßburg. Als Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON) befasst sich Stefan Berger mit der europäischen Wettbewerbspolitik und dem digitalen Finanzwesen. Derzeit ist er Berichterstatter für den international beachteten Bericht „Markets in Crypto-Assets“ (MiCA), der auf die Regulierung von Stablecoins abzielt.
Daneben ist er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) sowie im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI). Er gehört der Delegation für die Beziehungen zu Japan an. Im Parlamentskreis Mittelstand des Europäischen Parlaments (PKM) sowie im EVP SME Circle setzt Stefan Berger sich für die Interessen und Belange des Mittelstands auf europäischer Ebene ein.
Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Nordrhein-Westfalen, die auch zum Ziel hat, die Entfaltungsmöglichkeiten der freien Berufen zu fördern und ihren fest verankerten Stellenwert in Gesellschaftsordnung und Berufsrecht zu stärken.