Eine gute Umweltbilanz zahlt sich nicht nur für die Datev aus.
Nachhaltig grün: Gut für die Umwelt und das Geschäft
Klimaschutz hat gerade Konjunktur. Mit der Fridays-for-Future-Bewegung hat die Sorge um die Zukunft unseres Planeten im gesellschaftlichen Bewusstsein einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Dass die ökologischen Auswirkungen bei jeder Art von Geschäft mitbedacht werden sollten, war allerdings bereits offensichtlich, lange bevor Schüler auf der ganzen Welt begonnen haben, für das Klima zu streiken. Entgegen einer weit verbreiteten Sorge geht es dabei nicht immer um Verzicht. Klimaschutz und Nachhaltigkeit bieten auch Chancen im öko-nomischen Handeln. Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel der Datev.
Die Genossenschaft hat sich das Thema Nachhaltigkeit und den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen schon vor längerer Zeit ganz oben auf die Agenda gesetzt und fährt damit sehr gut. Bereits 1996 entstanden die ersten Umweltleitlinien. Zu Beginn der 2000er Jahre wurden diese Leitlinien zu unternehmensweit verbindlichen Nachhaltigkeitsrichtlinien ausgeweitet. Dabei richten sich die konkreten Nachhaltigkeitsziele der Datev am Konzept der sogenannten Triple Bottom Line aus: Die drei Dimensionen Ökonomie, Soziales und eben auch Ökologie stehen gleichrangig nebeneinander. Das gipfelt in fünf konkreten Nachhaltigkeitszielen: Arbeitgeberattraktivität, Erfolgswirtschaftlichkeit, Innovationsoffenheit, Kundenbindung und Umweltschutz. Diese Aspekte sind die Basis für die nachhaltige Unternehmensführung in der Genossenschaft.
Nachhaltigkeit als Maßgabe in Entscheidungsprozessen
Wer in Sachen Nachhaltigkeit etwas erreichen möchte, muss über schöne Einzelprojekte und -maßnahmen hinausgehen und sie als integralen Bestandteil in Planungs-, Steuerungs- und Entscheidungsprozessen etablieren. Im Laufe der über 20-jährigen Erfahrung mit gelebter CSR hat Datev das Thema stetig weiterentwickelt und vor allem konkretisiert. Ein maßgebliches Element ist, dass das Controlling in die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele eingebunden ist. Damit besteht die Vorgabe, bei unternehmerischen Entscheidungen neben den ökonomischen Kriterien grundsätzlich auch ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Ausgehend von dieser Zielsetzung ist nachhaltiges Handeln inzwischen auch eine feste Größe in den Unternehmenszielen der Datev. Deren operative Umsetzung und Steuerung erfolgt über ein fest definiertes Set an Kennzahlen, die bei der konkreten Planung berücksichtigt werden müssen.
In Konsequenz dieser Vorgaben müssen alle Entscheidungsvorlagen, die in den Vorstand eingebracht werden, verpflichtend auch nach Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt werden. Anhand einer Checkliste mit vordefinierten Kriterien wird angegeben, wie sehr die jeweilige Maßnahme sowohl zu den ökonomischen als auch den ökologischen und sozialen Zielen des Unternehmens beiträgt. Eine Abweichung von dieser Regelung ist ausschließlich in gut begründeten Einzelfällen möglich. Zu solchen Ausnahmen zählen beispielsweise Notwendigkeiten des Jahresabschlusses oder zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
Verpflichtung schafft Bewusstsein
Die Nachhaltigkeitscheckliste ist inzwischen gelebter Standard im Unternehmen. Parallel dazu werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter quartalsweise anhand ausgewählter ökologischer und sozialer Kennzahlen über die Ergebnisse zur Nachhaltigkeit informiert. Abweichend von den ökonomischen Reports, deren Schwerpunkte auf einem Plan/Ist-Vergleich beruhen, stehen bei der unterjährigen Berichterstattung zur Nachhaltigkeit die Leistungsentwicklung (Vorjahresvergleich) und der Fortschritt (Erreichung der Jahresziele) im Vordergrund. Seit dem Berichtsjahr 2018 erstellen wir auch freiwillig eine Erklärung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex, um die Entwicklung transparent zu machen.
Wie gut die selbst gesetzten ökologischen Ziele erreicht wurden, überprüft Datev jedes Jahr in einer eigenen Umweltbilanz. Sie weist aus, wie sich die Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen Papier, Wasser, CO2, Flächenverbrauch, Abfall sowie Energieverbräuche an Strom, Wärme und Kraftstoffen entwickelt. Dargestellt wird dies in einer sogenannten Input-Bestand-Output-Bilanz, die sich am Standardberichtsbogen für Ökobilanzen orientiert. Ein aktuelles Beispiel: Im vergangenen Jahr konnte Datev den Papierverbrauch um rund sechs Prozent senken. Das ist natürlich vor allem ein Verdienst der zunehmenden Digitalisierung.
Grüner Pragmatismus lohnt sich doppelt
Damit der verstärkte digitale Datenverkehr den Stromverbrauch nicht erhöht, achten wir schon bei der Anschaffung auf die Energieeffizienz unseres IT-Equipments und schöpfen mit neuen IT-Konzepten stets Potenziale für Energie- und Ressourceneffizienz im Rechenzentrum aus. Dazu zählen die Virtualisierung von Servern und die stetige Optimierung der Klimatisierung. Das ist gut für die Umwelt und gleichzeitig auch für den Geldbeutel der Genossenschaft.
Ein griffiges Beispiel liefert auch unser Druckbetrieb: Mit einer innovativen Kommissionierung via Software ist es uns gelungen, dort die Effizienz zu steigern. Eine spezielle Software führt jetzt im Druck-, Logistik- und Servicezentrum die jeweiligen Druckerzeugnisse für unsere Kunden zusammen – und zwar bereits vor dem Druck. Im Zuge des Technologiewechsels sparen wir Maschinen, Drucksysteme, Fläche und natürlich auch Energie ein. Außerdem beziehen wir bereits seit 2014 ausschließlich Ökostrom und halten somit den Anteil erneuerbarer Energien an unserem Stromverbrauch bei 100 Prozent, um die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten.
Vertraute Berater besitzen Strahlkraft
Manch einer mag nun denken: Ein interessantes Exempel, aber was kann ich als Berater daraus schließen. Sicher, in den Kanzleien ist das Optimierungspotenzial in der Regel natürlich nicht ganz so groß wie bei einem Unternehmen von der Größe der Datev. Dennoch kann die Digitalisierung dabei helfen, auch dort nicht nur wirtschaftlicher und flexibler, sondern auch nachhaltiger zu agieren. Allein wenn die buchführungsrelevanten Daten aller Mandanten über das Netzwerk kommen anstatt ausgedruckt und mit dem Auto in die Kanzlei gefahren zu werden, spart das schon ein wenig Energie und verringert den CO2-Ausstoß. Auch kleine Schritte entfalten in Summe eine große Wirkung.
Neben den direkten Auswirkungen durch das Handeln in der Kanzlei ist dabei noch der Multiplikationseffekt ein beachtenswerter Faktor: Steuerberater, die ihre Mandanten auch in Sachen Digitalisierung coachen, können hier doppelt positiv wirken, indem sie auch die Transformation der Geschäftsmodelle ihrer Mandanten hin zu einer nachhaltigen Gestaltung begleiten. Im Umgang mit Nachhaltigkeitsprojekten wie Photovoltaik oder im Umfeld E-Mobilität gibt es von Seiten der Finanzverwaltung Spielräume. Allein für die Abschreibung des gewerblichen Anteils einer zum Teil privat genutzten Solaranlage sind verschiedene Herangehensweisen zulässig. So lässt sich mit einer entsprechenden Spezialisierung im Beratungsfeld der steuerlichen Gestaltung ein zukunftsträchtiger Aspekt ausbauen.
Auch die Information, an welcher Stelle der Unternehmer eventuell von Subventionen für energetisch sinnvolle Sanierungen von Firmengebäuden oder Produktionsanlagen profitieren kann, kann einen wichtigen Anstoß zu einem Handeln liefern, das ökonomischen und ökologischen Interessen gleichermaßen gerecht wird. Wenn Kanzleien den Aspekt der Nachhaltigkeit selbst verinnerlichen und auch bei der Beratung stets im Hinterkopf behalten, können sie also Einiges bewirken. Ein solches Handeln stärkt das Ansehen des Beraters, festigt sein Geschäft und ist gut für das Klima.
Zur Autorin
Diana Windmeißer ist als Chief Financial Officer (CFO) verantwortlich für die übergreifende Wirtschaftlichkeit von Datev. Sie bündelt in ihrem Ressort die Funktionen Finanzen und Controlling, Zentraleinkauf, Recht sowie Facility Management und interne Services.
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Foto: Elnur/adobe stock