Dr. Peter Leidel; Werden Sie betriebswirtschaftlicher Berater von Hotel- und Gastronomiebetrieben in Ihrer Region.

Dr. Peter Leidel; Werden Sie betriebswirtschaftlicher Berater von Hotel- und Gastronomiebetrieben in Ihrer Region.

Spezialisierung: Überforderung oder eine Möglichkeit zum wirtschaftlichen Erfolg?

Aus dem LSWB-Ausschuss Betriebswirtschaft

Von Dr. Peter Leidel, WP, StB, RB

Was soll ich denn noch alles machen? So oder so ähnlich könnte die reflexartige Reaktion lauten, wenn uns mal wieder das „Erfolgsrezept Spezialisierung“ empfohlen wird. Kammern und Verbände und nicht zuletzt die Datev weisen seit vielen Jahren darauf hin, dass wir Steuerberater uns zum einen nicht nur der steuerlichen Deklarationsberatung widmen, sondern auch und insbesondere die betriebswirtschaftliche Beratung unserer Mandanten übernehmen sollen und zum anderen auch eine Branchenspezialisierung uns noch erfolgreicher machen könnte.

Es ist müßig, erneut auf die Verkürzung der Arbeitsabläufe in unseren Finanzbuchführungen durch die zunehmende Digitalisierung hinzuweisen. Wer schon etwas länger im Beruf ist, hat schon mehrere Umbrüche erlebt. Wir haben die neuen Möglichkeiten der Hard- und Software in der Regel zu unserem Vorteil genutzt. Die nun anstehende Automatisierung der Finanzbuchführung könnte allerdings tatsächlich disruptiv werden und dieses deklaratorische Geschäftsfeld in den nächsten fünf Jahren weitgehend entfallen lassen. Die Anfänge sind offenbar auch hier zögerlich, werden aber vermutlich eine erhebliche Eigendynamik entfalten.

Welche Möglichkeiten haben wir, auf diese Entwicklungen zu reagieren? Wir möchten schließlich weder Mitarbeiter freisetzen müssen, noch einen nicht unwesentlichen Teil unseres Umsatzes verlieren.

Wir könnten z. B. versuchen, bei unseren Mitarbeitern und uns Branchen-Know-how aufzubauen, um noch mehr als bisher zum universellen Ansprechpartner unserer Mandanten bei allen unternehmerischen Entscheidungen zu werden. Für den Fall, dass uns eine Software in ein paar Jahren sowohl die monatlichen Buchungen als auch die Umsatzsteuervoranmeldungen zu 90 Prozent automatisiert und annähernd täglich erstellt, hätten wir endlich mehr Zeit, um unsere Mandanten zukunftsorientiert zu beraten. Ein monatlicher „FIBU-Check“ könnte dann beispielhaft (aber natürlich nicht abschließend) folgende Leistungen beinhalten:

  • Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der Rechnungen und der umsatzsteuerlichen Qualifizierung
  • Optimierungsvorschläge zur Skontierung
  • Optimierungsvorschläge für das Working Capital im Unternehmen
  • Analyse der bestehenden Finanzierung und Möglichkeiten zur Optimierung
  • laufende Überprüfung und Aktualisierung der Verfahrensdokumentationen 
  • Übernahme und/oder Überwachung des Mahnwesens und der Zahlungsvorschläge
  • Planung der Liquidität
  • Überwachung der Limitbeanspruchung, der Kreditkonditionen und Cash-Management
  • rollierender Soll-Ist-Vergleich
  • laufender interner und externer Branchenvergleich
  • Überwachung der zutreffenden Höhe der Steuervorauszahlungen

Auf diesen Wechsel von stark manuell geprägten Tätigkeiten hin zu analytisch prüfenden Handlungen sollten wir uns und unsere Mitarbeiter vorbereiten.

Erfolgreiche Branchenspezialisierung

Mein Partner Rolf Stettmer bildete sich schon früh zu einem der ersten Fachberater für den Heilberufebereich fort.

Unsere Kanzlei betreute damals kein Dutzend (Zahn-)Arztpraxen im Landkreis. Zehn Jahre später sind es heilberufliche Mandate im deutlich dreistelligen Bereich im gesamten süddeutschen Raum, und monatlich werden es mehr. Vier unserer Mitarbeiter haben sich zur „Zertifizierten Fachkraft für das Ärzte- und Zahnärztemandat“ fortgebildet und sind kompetente Ansprechpartner für unsere Mandanten auch in Abrechnungsfragen oder bei zulassungsrechtlichen Fragen sowie bei der fachspezifischen Bewertung von Praxen. 

Für uns hat es sich sehr deutlich gezeigt: Je spezialisierter wir tätig wurden, desto größer wurde der Markt, der auf uns aufmerksam wurde. Auch unsere Mitarbeiter erkennen, je tiefer man in einer Branche steckt, desto mehr Spaß macht die Beratung und umso stärker wird die Mandantenbindung.

Kompetenz aufbauen

Der Bayerische Wald verfügt angeblich über die höchste Dichte an Vier-Sterne-Hotels in Bayern. So war es naheliegend, auch diese Branche als weiteren Schwerpunkt auszubauen. Neben den steuerlichen Spezialthemen wie Umsatzaufteilung, Gutscheinthematik, Kassenführung, Betriebsprüfungsrisiko, Rechtsformwahl etc. haben wir insbesondere mit integrierten Planungsrechnungen die Investitionsvorhaben unserer Mandanten begleitet. Auch Machbarkeitsstudien, Deckungsbeitragsanalysen, Kostenstellenrechnungen, Verfahrensdokumentationen und kanzleiinternes Benchmarking werden von unseren Mandanten nachgefragt. Seit 2017 sind wir Kompetenzpartner der DEHOGA Bayern. Regelmäßig führen wir Informationsveranstaltungen für unsere Mandanten zu aktuellen Themen durch.

Einige unserer Mitarbeiter haben sich in die Wirtschaftsberatungsprogramme der Datev eingearbeitet und beherrschen Planungsrechnungen und unterjährige Liquiditätsvorschauberechnungen mit Soll-Ist-Vergleich. Wir haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, Mitarbeiter branchenspezifisch einzustellen. Also eine Zahnarzthelferin als Buchhaltungsfachkraft für den Heilberufebereich oder eine Hotelfachfrau mit anschließendem BWL-Studium in der Beratung und Betreuung von Hotels.

Tagesseminar beim LSWB

Wer nun Lust bekommen haben sollte, in die Beratungsansätze einer Branche tiefer einzusteigen, hat Gelegenheit, dies am 26. Juli 2019 zu tun. Der LSWB veranstaltet in München auf Initiative des Arbeitskreises Betriebswirtschaft ein Branchenspecial „Hotellerie und Gastronomie“, in dem Ansätze für eine betriebswirtschaftliche Beratung dieser Branche vorgestellt werden sollen.

Das Referententeam besteht aus Unternehmensberatern, die sich auf das Gastgewerbe spezialisiert haben und aus Berufskollegen. Das Seminar soll zeigen, mit welchen Fragen ein Berater in dieser Branche konfrontiert wird und welche Beratungsansätze sich daraus ergeben können. Es soll auch Kontakte zu Experten vermitteln.

Die Bandbreite der Themen reicht von der strategischen Ausrichtung eines gastronomischen Betriebs über die Möglichkeiten der Mitarbeiterfindung und -bindung und die richtige Kalkulation und Preisgestaltung bis zu den steuerlichen Anforderungen einer Verfahrensdokumentation dieser Branche, der Energieoptimierung und einer integrierten Planungsrechnung. Viele Ansatzpunkte, um mit den Mandanten über ihre wirklichen Probleme und Herausforderungen zu sprechen.

Alles Weitere zum Seminar und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter: lswb-akademie.bayern/hotel-gastro

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Foto: alphaspirit/shutterstock