Die Zahl der ausbildenden Kanzleien und der Auszubildenden muss insgesamt erhöht werden.
Wer suchet, der findet?
Für steigende Ausbildungsquoten sind alle Akteure in der Branche gefragt
Viele Branchen in Deutschland haben Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Dies gilt auch für unseren Berufsstand. Eine wichtige Säule der Fachkräftegewinnung ist der Nachwuchs aus der eigenen Kanzlei. Um hier künftig erfolgreicher zu sein, müssen viele Akteure an einem Strang ziehen. Aber es bedarf auch einer modernen Positionierung des Berufsbildes.
Die Ausbildungssituation in unserer Branche wird dadurch verschärft, dass unter Berufskollegen die Bereitschaft zur Ausbildung bedauerlicherweise stetig abnimmt, wohl auch, aber nicht nur in Ermangelung qualifizierter Bewerber. Dass sich potentiell geeignete Schulabgänger nicht bewerben, hat etwas damit zu tun, dass entweder der Beruf des Steuerfachangestellten unbekannt oder aber das Image des Berufs hinderlich ist. Ein Ansatz muss daher sein, diesen Beruf als eine anspruchsvolle und moderne Tätigkeit mit Aufstiegsmöglichkeiten bis zum Berufsträger zu bewerben.
Aber selbst, wenn eine Kanzlei erfolgreich ausgebildet hat, besteht das Risiko, die junge Fachkraft an die Konkurrenz oder andere Branchen zu verlieren. Dieses Risiko lässt sich nur mindern, wenn es gelingt, die Zahl der ausbildenden Kanzleien und der Auszubildenden insgesamt so zu erhöhen, dass der Bedarf an Steuerfachangestellten ausreichend gedeckt ist. Das ist das Ziel. Hierzu bedarf es das Engagement aller, namentlich der Berufskollegen, des LSWB und der Kammern.
Präsenz zeigen!
Was könnte also unternommen werden? Mit Unterstützung der Steuerberaterkammer München sowie des Verbandes gibt es hier eine Vielzahl von Möglichkeiten. Es seien an dieser Stelle nur drei skizziert, die aber einen gemeinsamen Nenner haben: Präsenz zeigen!
Erstens: Konzertierte Maßnahmen der klassischen Werbung mittels Zeitungsanzeigen in der regionalen Tageszeitung. Denkbar ist auch die Mitwirkung an Azubi-Sonder-
beilagen.
Zweitens: Präsenz bei Ausbildungsmessen. Hierbei gewährt insbesondere die Kammer großzügige Unterstützung. Nehmen Sie Ihren Auszubilden mit, der mit potentiellen Bewerbern auf Augenhöhe kommunizieren kann. Stellen Sie Informationsmaterial zur Verfügung wie einen kleinen Eignungstest. Auch Preisausschreiben oder kleine Gewinnspiele könnten das Interesse fördern.
Drittens: Teilnahme an den Berufsorientierungstagen in Schulen. Es hat sich gezeigt, dass selbst bei Teilen der Lehrerschaft der Beruf des Steuerfachangestellten nicht ausreichend bekannt ist. Zudem bietet sich die gute Möglichkeit, auf die Fragen der Schülerinnen und Schüler unmittelbar einzugehen. Auch hier empfiehlt sich die Einbindung eines Auszubilden.
Gelungenes Beispiel
Der Aufbau von Kontakten zu Schulen und ein gutes Verhältnis zur Berufsschule sind unbedingt erforderlich. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es dank des Engagements der Berufsschule, der Berufskollegen wie auch der großzügigen Unterstützung durch die Steuerberaterkammer München und des LSWB gelungen ist, unsere Berufsschulklasse im Schulsprengel Straubing-Bogen zu erhalten. Im Moment werden jährlich zwischen 16 und 20 junge Menschen zu Steuerfachangestellten ausgebildet.
Bevor entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden, stand die Klasse mangels der notwendigen Mindestanzahl von 16 Schülern vor dem Aus. Ein Ende der schulischen Berufsausbildung hat weitreichende Folgen für unsere Kanzleien: Es bedeutet Standortnachteile durch fehlendes oder nicht ausreichend qualifiziertes Personal, ein höheres Lohnniveau und vermehrte Konkurrenz um die besten Köpfe. Um dies zu vermeiden, müssen die Akteure der Branche zusammenarbeiten! An dieser Stelle sei daher allen Mitwirkenden für ihre Unterstützung gedankt.
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